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Zivile Sicherheitsforschung auf dem Fachkongress „Forschung für den Bevölkerungsschutz“

Vom 5. bis 7. Februar 2025 fand der Fachkongress „Forschung für den Bevölkerungsschutz“ des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) im World Conference Center in Bonn statt.

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© VDI Technologiezentrum

 

3 Tage, 55 Sessions und Podiumsdiskussionen, 900 Fachbesucherinnen und -besucher: So lautet die Bilanz des zweiten Fachkongresses „Forschung für den Bevölkerungsschutz“, der von 5. bis 7. Februar 2025 im World Conference Center Bonn stattgefunden hat. Auf dem Kongress, der vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) ausgerichtet wurde, war das BMBF im Rahmen des Programms „Forschung für die zivile Sicherheit“ mit einem eigenen Stand dabei. Zudem präsentierten über 20 Projekte aus der zivilen Sicherheitsforschung ihre Ergebnisse in den zahlreichen Fachsessions.

Der Bevölkerungsschutz im Wandel der Zeit

Kernthemen des Kongresses waren Resilienz und Krisenbewältigung, Technologische Innovationen, Effektive Krisenkommunikation sowie internationale Kooperationen. Intensiev diskutiert wurde u.a. die Frage, welche vielfältigen Herausforderungen für den Bevölkerungsschutz angesichts wachsender hybrider Gefahrenlagen und durch die Auswirkungen von Polykrisen entstanden sind. So wurde deutlich, dass gerade ein Paradigmenwechsel auf allen Ebenen des Bevölkerungsschutzes stattfindet. Beispielsweise sind Fragen, wie die zivil-militärische Zusammenarbeit in den kommenden Jahren gestaltet und gestärkt werden kann, deutlicher in den Vordergrund getreten. BBK-Präsident Ralph Tiesler forderte daher intensivere Vorbereitungen im Bereich des Zivilschutzes. Man habe nur noch ein paar Jahre, um zivilschutztüchtig zu werden.

Stephan Ertner, Staatssekretär bei dem Bundesminister für Bildung und Forschung, hob in seinem Grußwort hervor, dass die zivile Sicherheitsforschung eine unverzichtbare Säule ist, um Deutschland auf dynamisch verändernde Bedrohungslagen vorzubereiten. Denn ohne die Forschungsförderung gibt es weniger Innovationen – und Innovationen sind der Schlüssel zur Prävention und Bewältigung von Krisen. Zwei Punkte sind dabei besonders wichtig. Zum einen, die Bedarfe der Anwender zu kennen und zum anderen, dass die Lösungen noch schneller in die Praxis gelangen.

Graduierten-Netzwerk „Zivile Sicherheit“ auf dem Kongress

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© Graduierten-Netzwerk "Zivile Sicherheit"

Auch die Mitglieder des Graduierten-Netzwerks „Zivile Sicherheit“ tauschten sich in einer Session zum Thema „Integrierte Sicherheit – Werden wir dem Anspruch gerecht?“ aus. Dabei wurden von den Teilnehmenden aus der Perspektive der Forschung und Anwenderpraxis die vielfältigen Aspekte und Anforderungen des integrierten Sicherheitsbegriffs beleuchtet.

Eingeleitet wurde die spannende und lebhafte Diskussion mit der sogenannten Disney-Methode, bei der drei Mitglieder des Kernteams des Graduierten-Netzwerks die Position des Träumers, des Kritikers und des Realisten einnahmen und aus den entsprechenden Blickwinkeln zentrale Thesen, Kritikpunkte und Zukunftsperspektiven im Kontext der integrierten Sicherheit vorstellten.

Ergebnispräsentationen aus der zivilen Sicherheitsforschung

Der Messestand des BMBF wurde im World Conference Center nicht nur ausgiebig als Ort zur Information, Kommunikation und Vernetzung genutzt, sondern hier präsentierten auch vier nationale und ein europäisches Projekt ihre Forschungsergebnisse mit Exponaten zum Anfassen und selber ausprobieren.

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© VDI Technologiezentrum

Telemedizinische Untersuchungskabine zur Sicher-stellung der ärztlichen Grundversorgung (KABINE)

Blickfänger war ein blaues, portables „Toilettenhäuschen“, welches im Rahmen des KABINE-Projekts zu einer medizinischen Diagnosestelle umgerüstet

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© VDI Technologiezentrum

wurde. Dieser erste Projektdemonstrator war mit einem EKG, einem Blutdruckmessgerät, einem Blutsättigungsgerät und einer hochempfindlichen Kamera zur Hautuntersuchung ausgerüstet. Die Idee dahinter ist, dass die KABINE schnell und unkompliziert in Katastrophengebieten aufgestellt werden kann, damit sich die Patientinnen und Patienten bei geringfügigen Verletzungen selbst untersuchen können. Der Clou dabei: Über eine Kamera und einen Bildschirm kann eine telemedizinische Betreuung per Live-Übertragung hinzugeschaltet werden.

Digitale Dynamische Patienten- und Lagesimulation (D2PuLs-PRO)

Die Projektpartner des D2PuLs-PRO-Verbundes beschäftigen sich mit sogenannten MANV-Lagen, also Massenanfällen von Verletzten. Auf dem Kongress konnten die Besuchenden an einem Tablet eine MANV-Lage durchspielen. Als ehrenamtliche oder hauptberufliche Einsatzkraft mussten die vielen verletzten Personen nach einem Unfall möglichst schnell erstversorgt werden, während die Zeit erbarmungslos verging. Die Darstellung der Verletzten ist dabei so realistisch, weil das Programm mit den Daten eines medizinischen Modells gefüttert wurde, das die genauen Abläufe abbildet, wie ein Körper mit der Zeit auf schwere Verletzungen und Blutverlust reagiert.

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Begleitforschungsprojekt SifoLIFE - Effektiv und nachhaltig in die Praxis (BeLIFE)

BeLIFE begleitet die fünf Gewinnerprojekte von SifoLIFE, einem Wettbewerb, bei dem Kommunen im Mittelpunkt stehen. Ziel von BeLIFE ist, die Projekte nachhaltiger zu vernetzten und die Ergebnisse in die Öffentlichkeit sowie schneller und breiter zu den Anwendern in die Praxis zu bringen. Mehrere SifoLIFE-Projekte beschäftigen sich dabei auf unterschiedliche Weise mit dem Szenario Hochwasser. Auf dem BBK-Kongress konnten die Besuchenden daher per VR-Brille virtuell einen Raum besuchen, in dem sie mit verschiedenen Gegenständen interagieren konnten, während ein virtuelles Hochwasser bedrohlich stieg. Die VR-Anwendung „Troubled Water“ brachte den Besuchenden so spielerisch Wissen über Notfallvorsorge bei.

Mit am BeLIFE-Stand war das SifoLIFE-Projekt „Dynamische Lageerstellung und Unterstützung für Rettungskräfte in komplexen Krisensituationen mittels Datenfusion und intelligenten Drohnenschwärmen (RESCUE-MATE)“, welches eine virtuelle 3D-Simulation von einem ansteigenden Hochwasser im Hamburger Hafen präsentierte. So können Hochwasserschutzmaßnahmen genauer geplant und umgesetzt werden.

Mobile Digitale Vorbereitung und Reaktion ohne Grenzen (DigiPREW)

Der deutsch-französische DigiPREW-Verbund untersucht, wie die Vernetzung von Gesundheitsbehörden über Landesgrenzen hinweg besser funktionieren kann. Die Projektpartner entwickeln dafür eine Software weiter, die von Behörden bereits zur Frühwarnung, Erkennung und Reaktion auf Krankheitsausbrüche eingesetzt wird. Diese Software wird um ein Laborinformations- und Managementsystem ergänzt, um die Arbeit in den Analyselaboren zu unterstützen und den Datenaustausch weiter zu verbessern. Auf dem BBK-Kongress wurde ein Prototyp dieses sehr umfangreichen Managementsystems vorgestellt, bei dem die Besuchenden anonymisierte Daten des öffentlichen Gesundheitswesens wie Fallberichte, Umweltproben, Labortestergebnisse und Reaktionsmaßnahmen von einzelnen Regionen bis hin zu ganzen Ländern auf einer Dashboard-Oberfläche einsehen konnten.

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© VDI Technologiezentrum

B-PREPARED, Horizon Europe Projekt

Ziel des von der EU geförderten Projekts B-PREPARED ist, die Bevölkerung auf den Umgang mit Naturkatastrophen besser vorzubereiten. Dafür wurden mehrere Ansätze gewählt. Zum einen wurde eine kollaborative Wissensdatenbank zu Naturkatastrophen erstellt, welche eine Online-Enzyklopädie und Soziale Medien kombiniert. Zum anderen wurden Spiele für den realitätsnahen Umgang mit Naturkatastrophen in virtuellen Realitäten, eine Lernplattform für Schulen und Universitäten sowie eine Handy-App entwickelt. Am Stand konnten die Spiele ausprobiert werden. Beispielsweise mussten die Spieler vor einem Waldbrand oder einem Hochwasser fliehen und dabei diverse Aufgaben erledigen wie einen Feuerlöscher nutzen oder erste Hilfe leisten.

 

Weitere Informationen zum Fachkongress „Forschung für den Bevölkerungsschutz“ finden Sie HIER.