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KRITIS-Dachgesetz: mehr Schutz, mehr Anforderungen – mehr Forschungsbedarf?

Mittwoch, 8. Mai 2024, 11:00 - 12:30 Uhr

Raum: Seminarschiff

Moderation: Prof. Dr. Alexander Fekete, Technische Hochschule Köln

Das KRITIS-Dachgesetz der Bundesregierung zielt auf die Umsetzung der CER-Richtlinie und die Stärkung der Resilienz kritischer Anlagen ab. Betreiber solcher Anlagen müssen mit Einführung des KRITIS-Dachgesetzes ein Risikomanagement betreiben und eng mit den Aufsichtsbehörden – d.h. in Deutschland voraussichtlich dem BBK – zusammenarbeiten. Werkzeuge, Methoden und Vorgehensweisen für das Risikomanagement gibt es im Allgemeinen bereits, doch ihr verpflichtender, flächendeckender Einsatz in kritischen Infrastrukturbetrieben stellt eine neue Herausforderung dar. Diese Herausforderungen wurden in der Session 8 des BMBF-Innovationsforums 2024 mit dem Titel „KRITIS-Dachgesetz: mehr Schutz, mehr Anforderungen – mehr Forschungsbedarf?“ diskutiert, moderiert von Prof. Dr. Alexander Fekete (TH Köln).

Dr. Ina Wienand (Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe) fokussierte ihren Impulsvortrag auf den aktuellen Stand des Gesetzesentwurfs und dessen Umsetzung. Auch die zu erwartende Rolle des BBK und weitere Akteure wie der Wirtschaft thematisierte sie dabei. So zeige der aktuelle Prozess, dass nicht allen Unternehmen die Relevanz der Thematik bewusst sei. Jedoch ist nicht nur der Blick auf die Flutkatastrophe im Ahrtal mahnendes Beispiel für die notwendigen Vorbereitungen, eine gesetzliche Legitimation und Grundlage scheint hier zunehmend wichtiger. Die Aufgabe des BBK liegt dabei aktuell u.a. in der Definition, Identifikation und Dokumentation der Betreiber kritischer Anlagen. Das KRITIS-Dachgesetz wird für die Betreiber dieser Anlagen mit Anforderungen an die Analyse und Bewertung von Risiko, der Entwicklung von Resilienzmaßnahmen und der Meldung von Störfällen einhergehen. Als Forschungsbedarfe zeigt Dr. Ina Wienand insbesondere die Analyse der Abhängigkeiten kritischer Infrastrukturen untereinander, die damit einhergehende Aufrechterhaltung der Warenkette in Krisen unter Beachtung notwendiger Priorisierungen einzelner Bereiche und der Frage danach, wie eine solche Priorisierung umgesetzt werden kann.

Das KRITIS-Dachgesetz ordnet sich in eine Reihe weiterer Strategien der Bundesregierung ein. In der Diskussion mit dem Publikum wurde hinterfragt, wie der Aufwand für Unternehmen sich im Zuge der KRITIS-Dachgesetz-Umsetzung gestalten wird. Aus Frau Dr. Wienands Sicht wird es für Unternehmen voraussichtlich zu Mehraufwand kommen. Es mangelt überdies derzeit an den notwendigen technischen Möglichkeiten für eine sichere Kommunikation zwischen Behörden und Unternehmen. Herr Dr. Tim Stuchtey (Brandenburgisches Institut für Sicherheit und Gesellschaft) betonte, dass im Hinblick auf Forschungsbedarfe zwischen den tatsächlichen Forschungsbedarfen, beispielsweise zu Kriterien für Kritikalität und Innovationsbedarfen im Hinblick auf Werkzeuge und Methoden für betroffene Anwender, zu unterscheiden ist. Herr Thomas Arold (Lidl-Dienstleistungen) betonte die Notwendigkeit, die Forschung auch verstärkt in die Anwendung einfließen zu lassen. Zustimmend verwies Frau Natalie Wick in diesem Zusammenhang darauf, dass die Usability für die Praxis bei Forschungsprojekten schon im Vorfeld mehr berücksichtigt werden sollte. Kleine Unternehmen benötigen überdies mehr Unterstützung bei der Umsetzung, beispielsweise durch spezifische, transferorientierte Förderinstrumente. Des Weiteren wurden Fragen zur Berücksichtigung des Multi-Hazard-Approaches bei der Durchführung von Risikoanalysen, die Umlage entstehender Kosten für Unternehmen sowie zur Definition von Schutzzielen und Steuerung von Supply-Chain-Managementansätzen für den Krisen- und Katastrophenfall diskutiert.

 

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