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From Lab to Life: Praxiserprobung und Transfer - Beispiele aus der EU-Forschung

Dienstag, 7. Mai 2024, 14:00 - 15:30 Uhr

Raum: Violett

Moderation: Dr. Christine Prokopf und Dr. Katharina Friz, VDI Technologiezentrum GmbH, Nationale Kontaktstelle Sicherheitsforschung

Die im Rahmen des europäischen Sicherheitsforschungsprogramms geförderten Projekte aus dem Bereich Katastrophenresilienz und Krisenbewältigung sind angehalten, der Wirkungsorientierung einen höheren Stellenwert einzuräumen. Daher wurden unterschiedliche Formate vorgestellt, die einen Transfer in die Praxis zu unterstützen. Diese selbstgewählten Formate reichen von Reallaboren, Stresstests, Wissensplattformen, co-kreative Lösungen für eine Zwei-Wege Kommunikation bis hin zu Austauschplattformen, welche sich in fünf von deutschen Partnern koordinierten Projekten wiederfinden:

Frau Gordana Čveljo (Johanniter-Unfall-Hilfe) vom Projekt AGnostic risk management for high Impact Low probability Events (AGILE) stellte ein Beispiel für einen Stresstest vor. AGILE befasst sich mit "High Impact Low Probability"-Ereignissen (HILP). Diese sind als unvorhersehbare Ereignisse mit unmittelbaren Auswirkungen und erheblichen Folgen charakterisiert, die Entscheidungsträger vor neue Herausforderungen stellen. Das AGILE-Projekt soll einen Methodenkoffer und eine Referenzbibliothek für abgestufte Risiko- und Resilienz-Stresstests gemeinsam mit Anwendern aus dem Katastrophenschutz entwickeln. Dies soll Anwender in die Lage versetzen, gemeinsame Schwachstellen in typischen HILP-Risikomustern durch die gemeinsame Entwicklung, Umsetzung und Bewertung von abgestuften Risiko- und Resilienz-Stresstests besser zu erkennen.

Daran anschließend stellte Dr. Maike Vollmer (Fraunhofer INT) vom Projekt Integrating Risk Perception and Action to enhance Civil protection-Citizen interaction (RiskPACC) vor. Das Risikobewusstsein und der Grad der Vorbereitung gegen Katstrophen in ganz Europa sind nach wie vor gering. Es klaffen Lücken zwischen der Risikowahrnehmung der Bürger und der Katastrophenschutzbehörden. Das RiskPACC-Projekt versucht, diese Lücke in der Risikowahrnehmung und im Handeln besser zu verstehen und zu schließen, indem es gemeinsam Bedürfnisse ermittelt und potenzielle verfahrenstechnische Lösungen entwickelt. Auf der Grundlage von sieben Fallstudien hat RiskPACC kreative Lösungen für eine Zwei-Wege Kommunikation entwickelt, die die Interaktion zwischen Bürgern und Katastrophenschutzbehörden erleichtert und die Katastrophenresilienz verbessert.

Im folgenden Vortrag von Therese Habig (Safety Innovation Center) wurde das Projekt “Strengthening links between technologies and society for European disaster resilience” (LINKS) präsentiert. Über den Einsatz von sozialen Medien und Crowdsourcing (SMCS) möchte das Projekt im Katastrophenfall zur Erhöhung der Resilienz beitragen. Das LINKS-Projekt hat eine Wissensplattform in Form von online Bibliotheken anhand von fünf Fallbeispielen entwickelt, die Wissen und Erfahrungen über den Einsatz von SMCS für relevante Interessengruppen konsolidiert. Die Wissensplattform evaluiert, die verschiedene Katastrophenszenarien und Phasen des Katastrophenmanagements sowie unterschiedliche sozioökonomische und kulturelle Gegebenheiten. Dadurch werden viele Interessengruppen zusammengebracht, darunter Ersthelfer, Behörden, Organisationen der Zivilgesellschaft, Unternehmen, Bürger und Forscher in ganz Europa.

Das Projekt Disaster Resilience for Extreme Climate Events (Directed), vorgestellt von Dr. Max Steinhausen (TU Braunschweig), zielt darauf ab, die Anfälligkeit gegenüber extremen Wetterereignissen zu verringern und die Katastrophenresistenz der europäischen Gesellschaften durch die Förderung der Interoperabilität von Daten, Modellen, Verwaltung und Kommunikation auf allen Ebenen und zwischen allen Akteuren des Katastrophenrisikomanagements und des Klimaanpassungsprozesses zu stärken. Durch den Einsatz von Reallaboren werden die aktuellen Arbeitsabläufe und die Verwaltung des Katastrophenrisikomanagements und der Katastrophenvorsorge kritisch analysiert und verbessert. In vier über Europa verteilte Reallabore jeweils mit lokalen Partnern werden die extremen Wetterereignisse insbesondere Hochwasser, Dürre, und Hitze untersucht.

Zu guter Letzt stellte Dr. Claudia Berchtold (Fraunhofer INT) das Projekt Fire up the Dialogue (firelogue) vor, welches darauf abzielt, einen Dialog zu schaffen und Feuerwehrleute zu befähigen, aktuelle und zukünftige Waldbrände zu bewältigen. Das Projekt wird den Wissensaustausch fördern, indem es mithilfe von Austauschformaten die Erfahrungen und bewährten Verfahren aller Beteiligten zusammenführt als auch Ergebnisse von vier Vorgängerprojekten. Diese Austauschformate schaffen einen Raum und die erforderlichen Bedingungen, um die Kommunikation innerhalb der Waldbrandbekämpfungsgemeinschaft zu fördern, Wissen und Erfahrungen zu verbreiten, ein gleiches Problemverständnis zu erzeugen und innovative Maßnahmen und Produkte vorzustellen.   

Die verschiedenen Formate haben gemeinsam, dass die Akteure sehr motiviert sind und hohe Interesse an den Lösungen haben. Jedoch sind die zeitlichen Kapazitäten häufig begrenzt, sodass der Mehrwert für Anwender von Anfang an klar erkennbar sein muss. Die Diskutierenden waren sich einig, dass der Austausch und die Vernetzung zentrale Themen in vielen Projekten waren. Jedoch ein Zeitrahmen von 3-4 Jahren für den Aufbau von Gemeinschaften oft nicht ausreicht. Während der Laufzeit der Projekte entstehen bereits bestimmte Implementierungen und Nutzen, da Akteure miteinander interagieren, voneinander lernen und konkrete Maßnahmen u.a. in Reallaboren umsetzen. Daher sollte in den Policy Prozessen eine langfristige Planung mitgedacht werden,

Die Projektvorstellungen machten auch deutlich: der Fokus auf den Praxistransfer verändert auch den Charakter der Forschung, wobei die Umsetzung je nach Thema oft langwierig ist, wie etwa im Fall der Thematik Waldbrand. Es zeigt aber auch, ein kooperativer Ansatz motiviert alle Beteiligten, einschließlich der Forschungspartner, da konkrete Veränderungen bewirkt werden können.

Die Erfahrungen zeigen, dass das CSA-Format (Coordination and support actions) hilfreich für die Netzwerkbildung und den Austausch ist und dass der Praxistransfer verbindlicher sein sollte. Eine Vernetzung zwischen nationalen und EU-Vorhaben wäre ebenfalls von Vorteil, und die Einbindung der Anwender von Anfang an ist entscheidend, jedoch nicht nur als Alibi-Partner.

 

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