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Wie gelingt erfolgreiche behördliche Risiko- und Krisenkommunikation?

Dienstag, 7. Mai 2024, 14:00 - 15:30 Uhr

Raum: Seminarschiff

Moderation: Dr. Annett Schulze, Bundesinstitut für Risikobewertung

Im Rahmen der Session wurde – auch auf Basis der Erfahrung vergangener Krisen – diskutiert, wo Defizite existieren und wie die Risiko- und Krisenkommunikation ausgestaltet werden müsste, um einen effektiven Informationsaustausch innerhalb von Verwaltungen, aber auch über Behördengrenzen hinweg sowie mit der Bevölkerung zu gewährleisten. Im Katastrophenfall ist dies sowohl für die Krisenreaktion selbst als auch zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Handlungsfähigkeit von entscheidender Bedeutung.

Frau Dr. Annett Schulze (Bundesinstitut für Risikobewertung; BfR) moderierte die Session und eröffnete sie mit der Darstellung verschiedener Essentials der behördlichen Kommunikation. Dabei nahm sie Bezug zum Projekt „Optimierung der Risiko- und Krisenkommunikation von Regierungen, Behörden und Organisationen der Gesundheitssicherung (MIRKKOMM)“, welches sie koordiniert, und das aktuell im Rahmen der zivilen Sicherheitsforschung gefördert wird.

Herr Thilo Cablitz (Senatsverwaltung für Inneres und Sport Berlin) erläuterte ausgehend von seiner Erfahrung als ehemals langjähriger Sprecher der Berliner Polizei in einem Impulsvortrag die wichtigsten Aspekte der behördlichen Krisenkommunikation und betonte dabei insbesondere den Stellenwert der emotionalen Ebene. Neben einem effizienten Informationsmanagement ist vor allem die Frage wichtig, wie die Adressaten einer Information durch die Kommunikation bestmöglich erreicht werden können. Kommunikation sei demnach weit mehr als die bloße Informationsvermittlung.

Frau Dr. Renate Häuslschmidt (Stadt Freiburg im Breisgau) ist bei der Stadt Freiburg verantwortlich für das Thema Digitalisierung. Neben dem Smart-City-Projekt koordiniert sie auch das SIFO-Vorhaben FreiburgRESIST, in dem ein städtisches Sicherheitskonzept für Veranstaltungen umgesetzt wird. In ihrem Impulsvortrag erläuterte sie beide Projekte und gab einen Einblick in die teilweise trägen und unflexiblen städtischen Kommunikationswege. Sie zeigte verschiedene Optimierungspotenziale auf und unterstrich zudem die übergreifende Bedeutung digitaler Kommunikation und guter Lagebilder.

Herr Dierk Hansen (THW Vizepräsident) griff in der Podiumsdiskussion den hohen Stellenwert von Lagebildern auf. Er verwies in diesem Zusammenhang auf den behördlichen Datenaustausch und die Vernetzung von Einsatzleitsystemen. Das Gemeinsame Kompetenzzentrum Bevölkerungsschutz (GeKoB) sei hier auf gutem Wege, stoße auf der Detailebene aber auf erhebliche Hindernisse. Häufig sei die behördeninterne Kommunikation zwar gut geregelt; behördenübergreifend würden sich jedoch beharrliche Schwierigkeiten zeigen. Er unterstrich zudem die Bedeutung von der Stärkung der Selbsthilfefähigkeit der Bevölkerung und plädierte dafür, den Zivilschutz stärker im Zusammenhang mit dem Bevölkerungsschutz zu berücksichtigen.

Herr Prof. Dr. Martin Voss (Katastrophenforschungsstelle (KFS), FU Berlin) verwies in der Diskussion auf die vertrauensbildende Wirkung guter Risikokommunikation insbesondere ins Außenfeld. Sie kann durch gute, verständliche und vertrauenswürdige Ansprache eine „Vertrauensoperationalisierung“ in der Interaktion zwischen in der Krisenlage relevanten Behörden und der Bevölkerung bewirken. Entscheidend hierfür ist es, in der Kommunikation keine Gruppen auszuschließen und die emotionalen Bedürfnisse der Adressatengruppen wahrzunehmen.

Herr Dr. Danny Schindler (Institut für Parlamentarismusforschung, Berlin) stellte die Perspektive der Risiko- und Krisenkommunikation aus Sicht der Volksvertretungen und damit der legislativen Gewalt dar. Er unterstrich die Bedeutung der kommunikativen Vermittlung behördlichen und staatlichen Handelns und gab Einblicke in das parlamentarische Handeln während der Covid-19-Pandemie.

Die anschließende Diskussion mit dem Publikum fokussierte sich auf die Erfordernisse moderner, situationsgerechter und fairer Kommunikation, um die Bevölkerung im Notfall bestmöglich erreichen zu können. Unterstrichen wurde auch die Bedeutung von Vernetzung, Partizipation und Multiplikation. Diese Faktoren sind wichtig für das Außenbild von Behörden und die Vermeidung von Reputationskrisen. Dies ist insbesondere im Lichte der zahlreichen Cyberattacken auf Kommunen von Bedeutung, die sich aktuell ereignen, und die zu Vertrauenskrisen führen können. Zum Abschluss wurde für einen offeneren Umgang mit (in der Krise unvermeidlichen) Fehlern plädiert, da die Krisenkommunikation lediglich mit einer konstruktiveren Fehlerkultur auf allen Ebenen verbessert werden könne.

 

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