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Großveranstaltungen vor dem Hintergrund der Fußball-EM & Olympia

Mittwoch, 8. Mai 2022, 11:00 - 12:30 Uhr

Raum: Plenum

Moderation: Dr.-Ing. Götz Vollmann, Universität Bochum

Das Jahr 2024 steht im Fokus großer internationaler Sportveranstaltungen, wie der Fußball-Europameisterschaft der Männer (EURO2024, 14.06.-14.07.2024) in Deutschland mit 10 Austragungsorten, sowie der Olympiade in Paris (26.07. – 11.08.2024). Ziel der Session war es, einen Einblick in die Vorbereitungen der Sicherheitsmaßnahmen einer solchen Veranstaltung zu geben und aktuelle Forschungsvorhaben in diesem Bereich vorzustellen sowie Bedarfe zu diskutieren.

Thomas Hußmann arbeitet für das Host City Büro der Landeshauptstadt Düsseldorf und ist Sprecher aller EM Spielstätten. In seinem einleitenden Impuls-Vortrag veranschaulichte er dem Publikum wie umfassend und komplex die Vorbereitungen für ein solches Mega-Event sind, das 30 Tage dauert und sich nicht nur auf ein Stadion konzentriert, sondern über eine gesamte Stadt erstreckt. Er zeigte, dass für eine umfassende Vorbereitung eine sehr große Anzahl an Akteuren dauerhaft eingebunden werden müssen, Testläufe unerlässlich sind und welches Konzept die Stadt Düsseldorf hier verfolgt.

Dr. Götz Vollmann (Universität Bochum) führte anschließend durch die Diskussion, in der Forschungspartner*innen aus den Projekten Escape-Pro und Croma-Pro vorstellten, wie Sie die Vorbereitung und Durchführung der Sicherheitsmaßnahmen während der EURO wissenschaftlich begleiten. Sie führen Simulationen durch und werden diese anhand der konkreten Spiele validieren (Croma-Pro). Sicherheitsbehörden wird die Möglichkeit gegeben für sicherheitskritische Szenarien eigenständig Personenstromsimulationen durchzuführen (Escape-Pro).

Dr. Jette Schumann (Forschungszentrum Jülich) erklärte, dass insbesondere auf dem „last kilometer“ also dem letzten Kilometer zum Veranstaltungsort, die Simulation von Personen- und Verkehrsströmen ermöglicht „Licht in die Glaskugel“ zu bringen. Innerhalb des Projekts Croma-Pro wurden mit den Beteiligten in Workshops Szenarien entwickelt, die simuliert werden sollen. Die Anwendung der Simulationen während der EURO sei „Forschung am offenen Herzen“, indem die Simulationen einem Crash-Test unterzogen werden können. Weitere Forschungsbedarfe sieht Frau Schumann im Bereich der Sozialpsychologie, um noch genauer abzuschätzen, wie Menschen sich in diesen Situationen, wenn Sie mit Freund*innen oder Familien unterwegs sind, verhalten.

Angelika Kneidl (accu:rate GmbH) schilderte, dass im Rahmen des Projektes ESCAPE-PRO während der EURO erprobt wird, ob die Entfluchtungssimulationen die Arbeit der BOS unterstützen können. Es soll untersucht werden, wie die BOS mit den Technologien umgehen, und ob diese sie im konkreten Fall einsetzen können.

Für Forschungsprojekte, in denen Wissenschaft und Praxis ganz eng zusammenarbeiten und mit sensiblen Informationen umgehen, ist ein Vertrauensverhältnis, das über lange Jahre gepflegt wird, unabdingbar.

Andreas Weichert (Senatsverwaltung für Inneres und Sport – Berlin) betonte auch die sehr gute Chance durch die Kombination realer Veranstaltungen, wie der EURO24, mit den Forschungsprojekten, Forschungsergebnisse in der Praxis zu testen bzw. die Ergebnisse der Forschung für die Praxis zu nutzen.

So schilderte Marvin Cain (Polizei Berlin) das beispielsweise die Szenarien von möglichen Evakuierungen der Fan Zones in Berlin im Rahmen von ESCAPE-PRO simuliert wurden.

In der Diskussion unter Einbindung des Publikums wurde darüber gesprochen, dass Echtzeitsimulationen immer noch schwierig sind. Spannend wäre zum Beispiel die Integration von Wahrscheinlichkeiten für verschiedene Szenarien innerhalb einer Echtzeitsimulation, um die Entscheidungsfindung im Einsatz der BOS zu unterstützen. Auch die Rolle der sozialen Medien wandelt sich stetig. Bei der letzten Fußball-Weltmeisterschaft der Männer in Deutschland 2006 gab es noch keine Smartphones. Die Informationen, die Menschen über Social Media jeder Zeit abrufen können, haben einen starken Einfluss auf Personenströme. Das Thema Drohnen zur Überwachung von Menschenmengen wurde ebenfalls aufgebracht, hier zeigen sich aber insbesondere die rechtlichen Rahmenbedingungen als Herausforderung für einen möglichen Einsatz. Auch die Wahrnehmung der Drohne von den Menschen am Ort, kann einen Einfluss auf deren Verhalten haben. Diese Aspekte müssen beim Einsatz von neuen Technologien mitberücksichtigt werden.

Es zeigte sich, dass man nicht einfach das Konzept von der Weltmeisterschaft 2006 kopieren kann, auch wenn es sich um ähnliche Veranstaltungsflächen handelt. Die Akteure müssen immer wieder neue Konzepte entwickeln und Maßnahmen anpassen, um den gesellschaftlichen Entwicklungen Rechnung zu tragen und optimal vorbereitet zu sein. Hier kann Forschung einen Beitrag leisten und den BOS neue Technologien und Methoden an die Hand geben, um auch in Zukunft optimal vorbereitet zu sein und die Sicherheit von Großveranstaltungen zu gewährleisten.

 

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