BMBF-Innovationsforum "Zivile Sicherheit" 2022
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung veranstaltete am 3. und 4. Mai 2022 das BMBF-Innovationsforum „Zivile Sicherheit“. Die zweitägige Konferenz stand unter dem Leitmotiv „Vorbereitet auf morgen – die Zukunft der zivilen Sicherheit gestalten“ und fand im Tagungszentrum Cafe Moskau in Berlin statt.
Das zweitägige BMBF-Innovationsforum „Zivile Sicherheit“ startete am 3. Mai 2022 wortwörtlich mit einem Knall. Im Veranstaltungsort Cafe Moskau in Berlin wurde realistisch mit Statistinnen, Donner und Qualm nachgestellt, wie man ein Massenanfall von Verletzten zukünftig besser bewältigen kann.
Die über 500 Teilnehmenden konnten live miterleben, wie eine Drohne den „Unglücksort“ anfliegt, die Verletzten sucht und sichtet. Bei den Verletzten angekommen, wurden aus der Luft die Herz- und Atemfrequenz detektiert und die Vitalparameter an einen Telenotarzt in die „Notrufzentrale“ im Plenarsaal übermittelt.
Anhand dieser Vorabinformationen können alarmierte Rettungskräfte zielsicher zuerst zu der Person navigiert werden, die am dringendsten eine Behandlung benötigt. Die Rettungskräfte selbst tragen dabei Datenbrillen, die wie bei einem Head-up-Display die wichtigsten Informationen anzeigen und Schritt für Schritt durch die Behandlung führen. Ebenso gezeigt wurde, wie in besonderen Fällen eine Videoverbindung zu einem Arzt aufgebaut werden kann, damit dieser weitere medizinisch notwendige Behandlungsschritte anordnen kann. Die in der Eröffnungsshow vorgestellten Systeme wurden alle im Rahmen des Programms „Forschung für die zivile Sicherheit“ entwickelt.
Nach der Eröffnungsshow leitete BMBF-Staatssekretärin Judith Pirscher das Innovationsforum mit einem Grußwort ein. In ihrer Rede machte sie deutlich, wie wichtig die zivile Sicherheitsforschung gerade in der heutigen Zeit und vor dem Hintergrund der aktuellen Herausforderungen ist. In diesem Zuge forderte sie die anwesende Fachcommunity aus Wissenschaft, Wirtschaft und Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben dazu auf, sich aktiv an dem Agendaprozess für das kommende Sicherheitsforschungsprogramm 2024 zu beteiligen.
Das Forschungsprogramm bildet das Fundament der zukünftigen Projektförderung des BMBF im Bereich der zivilen Sicherheitsforschung in Deutschland.
Tag 1: Impulsdialoge und Fachsessions
In den anschließenden Impuls-Dialogen gaben vier Expertinnen und Experten thematische Denkanstöße zu aktuell wichtigen Themen und zukünftigen Herausforderungen der zivilen Sicherheit. Im ersten Impuls-Dialog referierte zu Beginn Dr. Pia-Johanna Schweizer vom Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung in Potsdam über die zunehmende Bedeutung von systemischen Risiken.
Giulio Gullotta, Leiter der Abteilung Wissenschaft und Technik beim Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), ging danach in seinem Kurzimpuls auf die zukünftigen Herausforderungen des Katastrophenschutzes ein.
Den zweiten Teil der Impuls-Dialoge eröffnete Prof. Dr. Ulrich Meissen vom Fraunhofer-Institut für offene Kommunikationssysteme FOKUS zum Thema „Hybride Bedrohungen“. Dr.-Ing. Gitta Vischer, Leiterin Unternehmensentwicklung der GASAG AG, erläuterte anschließend, welchen alten und neuen Risiken Kritische Infrastrukturen ausgesetzt sind.
In der zweiten Tageshälfte diskutierten die Teilnehmenden gemeinsam mit eingeladenen Expertinnen und Experten in acht Fachsessions, welche Beiträge die zivile Sicherheitsforschung zur Sicherheit unserer Gesellschaft bereits heute leistet. Das Themenspektrum reichte dabei von der Frage, ob und wie sich Innovationen und Lösungen aus der Sicherheitsforschung bereits im Einsatz unter realen Bedingungen bewährt haben, bis hin zu den wachsenden Herausforderungen, die sich auch im Kontext zunehmender hybrider Bedrohungslagen ergeben.
Tag 2: Agenda-Workshops
Der zweite Konferenztag stand ganz im Zeichen der Weiterentwicklung des Sicherheitsforschungsprogrammes für das Jahr 2024.
In vier Agenda-Workshops brachten die Teilnehmenden ihre Erfahrungen und Ideen zur zukünftigen Ausgestaltung des Programms ein. Dabei wurden mögliche Forschungsförderinstrumente, eine stärkere Einbindung der Bevölkerung als Akteur der zivilen Sicherheit, aber auch die nach wie vor vorhandenen Schwierigkeiten beim Transfer von Forschungsergebnissen in die Praxis thematisiert.
Zum Abschluss ordnete Frau Prof. Dr.-Ing. Ina Schieferdecker, Leiterin der Abteilung „Forschung für technologische Souveränität und Innovationen“ im BMBF, die erarbeiteten Ergebnisse aus den Agendaworkshops ein und gab einen Ausblick auf die nächsten Schritte der Roadmap für das neue Programm.
Dabei appellierte sie an die versammelten Expertinnen und Experten, auch im neuen Programm gemeinsam daran zu arbeiten, die Gesellschaft in Deutschland und Europa resilienter zu machen.
Abgerundet wurde das Programm durch eine begleitende Projektausstellung. Ausgestellt wurden Ergebnisse aus der Projektförderung zum Anfassen und Ausprobieren. Zu sehen waren beispielsweise Rettungsroboter, die bereits erfolgreich im Ahrtal eingesetzt wurden, kompakte Gassensoren, die Rettungskräfte rechtzeitig vor verschiedensten Gefahrenstoffen warnen, oder virtuelle Welten, in denen Bagger ferngesteuert und Brücken auf ihre Sicherheit hin überprüft werden konnten.
Am Vortag der Konferenz, dem 2. Mai 2022, fand das Jahrestreffen des Graduierten-Netzwerks „Zivile Sicherheit“ im Cafe Moskau statt.