Session 5: Zukunftsfähige Strukturen zum verbesserten Schutz der Bevölkerung im Katastrophenfall
Dienstag, 3. Mai 2022, 15:00 - 18:00 Uhr
Diese Fachsession hatte zum Thema, wie im Katastrophenfall das Zusammenwirken von unterschiedlichen Akteuren auf verschiedenen Ebenen verbessert und durch neue Forschungslösungen unterstützt werden kann. Hierzu wurden Erfolgsbeispiele aus Projekten der zivilen Sicherheitsforschung vorgestellt und gezeigt, wie Kooperationen gestaltet werden können und welche Herausforderungen damit verbunden sind. Die Anwendungsbeispiele kommen aus den Bereichen Pandemiebewältigung, Großschadenslagen im kommunalen Umfeld, Notfalllogistik, der Bewältigung der Flüchtlingskrise und der Koordination freiwilliger Helfer*innen im Krisen- und Katastrophenfall.
Herr Dr. Karsten Homrighausen (Berliner Feuerwehr) erläuterte in seinem Impulsvortag, dass der Katastrophenschutz nicht allein für die Bewältigung einer Schadenslage sorgen kann, sondern die Bevölkerung sich auch präventiv auf solche Lagen vorbereiten muss. Gleiches gilt auch für Unternehmen.
In diesem Zusammenhang stellte Herr Prof. Dr. Marcus Wiens (Technische Universität Freiberg) das Konzept und die Ergebnisse des Forschungsprojekts „Skalierbare Notfall-Logistik für urbane Räume als öffentlich-private Partnerschaft im Katastrophenfall“ (NOLAN) vor. In dem Projekt konnte am Beispiel der Lebensmittelvorsorge gezeigt werden, wie durch eine Kooperation von öffentlichen mit privatwirtschaftlichen Akteuren eine skalierbare Notfalllogistik aufgebaut werden kann.
Wie eine zielgerichtete Einbindung der einzelnen Bürger*innen als Spontanhelfende gelingen kann, wurde von Herrn Dr. Robert Pulz (Brand-, Katastrophenschutz und Rettungsdienst der Feuerwehr Stadt Halle) am Beispiel des Forschungsprojektes „Koordination ungebundener vor-Ort-Helfer zur Abwendung von Schadenslagen“ (KUBAS) vorgestellt. In diesem Projekt wurden die Anforderungen und Interessen der Spontanhelfenden und der Rettungskräfte sowie rechtliche und organisatorische Herausforderungen der Zusammenarbeit herausgearbeitet und in Handlungsempfehlungen umgesetzt.
Neue technische Möglichkeiten erfordern bei den Einsatzkräften ggf. neue Konzepte der Zusammenarbeit. Hierzu stellte Herr Prof. Dr. Michael Czaplik (Docs in Clouds GmbH) ein im Projekt „Virtualisierte Realität zur Tele-Einsatzleitung bei komplexen Einsatzlagen und Großveranstaltungen“ (VirtualDisaster) entwickeltes unbemanntes Flugsystem vor, durch das mittels Drohneneinsatz und 360°-Kameras ein virtuelles Lagebild insbesondere für komplexe Einsatzlagen erzeugt werden kann. Dieses ermöglicht eine Unterstützung der Einsatzleiter vor Ort durch einen entsprechenden Tele-Einsatzleiter, was in Zukunft zu einer generellen Veränderung von Einsatzkonzepten führen wird.
Auch kurzfristig eintretende Ereignisse, wie die Flüchtlingskrise 2015, stellen besondere Anforderungen an die beteiligten Akteure und erfordern neue und spontane Lösungen. So stellte Frau Eva Steinberger (Deutsches Rotes Kreuz) die Ergebnisse des Projektes „Sicherheitskooperationen und Migration“ (SiKoMi) vor, in dem Best Practices und Lessons Learned bei der Aufnahme und Versorgung von Flüchtlingen bei den unterschiedlichen Akteuren erfasst und in allgemeine Handlungsempfehlungen überführt wurden.
Als Resümee wurde in der Session generell die Wichtigkeit der Vernetzung der beteiligten Akteure vor der Krise, die automatisierte Bereitstellung digitaler Lageinformationen und möglichst flexible Strukturen für die Bewältigung der unterschiedlichen Herausforderungen der zukünftigen Katastrophenszenarien hervorgehoben.
Vorträge
Impuls und Moderation: Dr. Karsten Homrighausen (Berliner Feuerwehr) |
Vortragende: Prof. Dr. Michael Czaplik (Docs in Clouds GmbH) Prof. Marcus Wiens (Technische Universität Freiberg) Eva Steinberger (Deutsches Rotes Kreuz) Dr. Robert Pulz (Feuerwehr Halle) |