4C Digitalisierung und Vernetzung – Perspektiven im Umgang mit biologischen Gefahren
Mittwoch, 20. Juni 2018, 9:00 - 10:30 Uhr
Raum: Asgabat
Zusammenfassung
Biologische Gefahrenlagen, die durch natürliche Ausbreitung oder absichtliche Kontamination mit gefährlichen Erregern entstehen, können ohne Risikovorsorge und effektives Krisenmanagement zu einer ernsten Bedrohung für unsere Gesellschaft werden. Sie sind häufig nicht sofort erkennbar und können sehr missverständliche Symptome, unterschiedliche Verläufe und vielfältige Verbreitungswege aufweisen. Mit der Warnung vor einer „Krankheit X“ macht die WHO seit diesem Jahr offiziell darauf aufmerksam, dass man sich insbesondere auf Krankheitsgeschehen mit unbekannten Erregern vorbereiten muss.
Dr. Tobias Wittwer startete die Session mit seinem Impulsvortrag „Detektion von Krankheitserregern - Digitalisierung und analoger Nachweis“. Er verdeutlichte die tragende Rolle, die effiziente Nachweisverfahren und intelligente Datennutzung in Zukunft bei der Bewältigung biologischer Gefahrenlagen spielen werden. Zum Erkennen von Erregern werden schnelle, zuverlässige Nachweise immer wichtiger.
Im Projekt „Detektion viraler Erreger mit adaptiver Diagnostik und neuen Datenanalyseverfahren (DetektiVir)“, das von Dr. Anne Pohlmann vorgestellt wurde, wird der Nachweis unbekannter Pathogene bereits erforscht. Mit neuen Sequenzierungstechniken wird zunächst das Gesamtgenom des nachzuweisenden Erregers aufgenommen und dann durch Datenabgleich mit einer bioinformatischen Datenbank nach Ähnlichkeiten mit bekannten Erregern gesucht. Zusätzliche Daten, wie z.B. die geographische Lage von Ansteckungsfällen, helfen bei der Analyse. Ein neuer Erreger wurde dabei bereits erfolgreich identifiziert - früher dauerte dies teilweise Jahre, im Projekt nur mehrere Wochen.
Prof. Dr. Sascha Al Dahouk erklärte, wie im Projekt „Lebensmittelsicherheit und Resilienz von Lebens-mittelwarenketten in biologischen Gefahrenlagen (Ess-B.A.R.)“ Massendaten aus Genomik und Proteomik mit neuen bioinformatischen Methoden analysiert werden, um gefährliche Pathogene in Lebensmittelketten schnell zu identifizieren. Im Rahmen des Projekts wird eine umfassende Datenbank aufgebaut, die spezifische Informationen zu Eigenschaften und Verbreitungsverhalten zur Verfügung stellt.
Die Nachwuchsforschergruppe „Biologische Gefahren: Analyse und integrierte Einschätzung von Risiken (BIGAUGE)“ um Dr. Gunnar Jeremias geht noch einen Schritt weiter – sie wird in den nächsten Jahren weitere Faktoren untersuchen, die bei der Vorsorge und Bewältigung von Schadenslagen unterstützen, wie z.B. Bewegungsmuster der Bevölkerung, Missbrauchspotenzial von Technologien oder Meldungen aus sozialen Medien. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Wahrnehmung von Risiken.
In der abschließenden Diskussion wurde u.a. erörtert, inwieweit der Einsatz künstlicher Intelligenz zu schnelleren Ergebnissen führen könnte. Tatsächlich werden am Friedrich-Löffler-Institut hierzu derzeit selbstlernende Methoden getestet. Zudem wurde die öffentliche Wahrnehmung von Gefahrenlagen hinterfragt. Diese weicht oft vom tatsächlichen Risiko ab. Eine Herausforderung ist beispielsweise die Risikokommunikation durch Behörden, die oft zu Unsicherheiten führt. Hier besteht Nachholbedarf.
Vorträge
Impuls & Moderation:
Dr. Tobias Wittwer (R-Biopharm AG) – Detektion von Krankheitserregern – Digitalisierung und analoger Nachweis
Vortragende:
Prof. Dr. Sascha Al Dahouk (Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)) – Echtzeitmonitoring von hochpathogenen Krankheitserregern in der Lebensmittelkette (Ess-B.A.R.)
Anschließend Diskussion