BMBF-Innovationsforum "Zivile Sicherheit" 2018
Es ist fast schon Tradition: Alle zwei Jahre findet das BMBF-Innovationsforum „Zivile Sicherheit“ im Café Moskau in Berlin statt. Die diesjährige Konferenz zum Rahmenprogramm „Forschung für die zivile Sicherheit“ stand unter dem Leitmotiv „Zivile Sicherheit: analog und digital“.
Das BMBF-Innovationsforum „Zivile Sicherheit“ hat sich als Plattform für den fachlichen Austausch, die Bildung neuer Kooperationen und für die Vertiefung bestehender Netzwerke in der zivilen Sicherheitsforschung etabliert. Mehr als 600 Teilnehmende aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Praxis trafen sich am 19. und 20. Juni 2018, um ein umfangreiches Konferenzprogramm zu erleben. Im Mittelpunkt der 20 Fach-Sessionen standen eine Vielzahl an aktuellen Forschungsergebnissen und Themen der zivilen Sicherheit. Ein besonderes Highlight war die Vorstellung des neuen Rahmenprogramms der Bundesregierung „Forschung für die zivile Sicherheit 2018 - 2023“ (PDF, 3MB, Datei ist barrierefrei⁄barrierearm), das vom Bundeskabinett am 20. Juni 2018 beschlossen wurde.
Digitalisierung, autonome Systeme und gesellschaftliche Anforderungen
Die Konferenz stand im Zeichen der schnell voranschreitenden Digitalisierung und der Chancen und Risiken, die sich daraus für die zivile Sicherheit ergeben. Insbesondere für die zukünftige Unterstützung der Einsatz- und Rettungskräfte werden moderne Informations- und Kommunikationstechnologien sowie die sozialen Medien eine immer größere Rolle spielen. Auch die Bedeutung autonomer Systeme und Roboter sowie die Möglichkeiten der Digitalisierung in Aus- und Weiterbildung nehmen weiter zu. Klar wurde in den Diskussionen, dass digitale Kompetenzen kontinuierlich auszubauen sind, dabei aber die bewährten analogen Hilfsmittel und Fähigkeiten nicht außer Acht gelassen werden dürfen.
Präsentation von Praxislösungen
Die Vielfalt erfolgreicher Forschungsergebnisse aus dem Rahmenprogramm „Forschung für die zivile Sicherheit“ wurde in einer umfangreichen Ausstellung mit mehr als 60 Postern und vielen Exponaten vorgestellt. Beim Besuch der Ausstellung anlässlich der Eröffnung des Innovationsforums sagte Thomas Rachel, Parlamentarischer Staatssekretär im BMBF: „Hier werden wichtige Projekte gezeigt, die einen Beitrag dazu leisten, Deutschland und die Welt sicherer zu machen. Der Mensch steht für uns im Mittelpunkt, seine Sicherheit wollen wir erhöhen!“
Anpassung an die Zukunft, subjektive Sicherheit und die Macht der Bilder
Im Eröffnungsplenum stimmten Staatssekretär Thomas Rachel, Prof. Dr. Thomas Fischer, ehemals Vorsitzender Richter am Bundesgerichtshof und Prof. Dr. Charlotte Klonk von der Humboldt-Universität Berlin die Konferenzbesucher mit ihren Impulsen und Statements auf die folgenden zwei Tage ein: Sicherheit in einer vernetzten Welt zu gewährleisten bedeutet, sich Veränderungen zu stellen. Deswegen ist das neue Rahmenprogramm „Forschung für die zivile Sicherheit 2018 - 2023“ so ausgelegt, dass zukünftige Anforderungen flexibel implementiert werden können. Ziel ist es, die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger in allen Lebensbereichen zu verbessern, Rettungs- und Einsatzkräfte bestmöglich zu unterstützen und den Innovations- und Praxistransfer zu stärken, damit neue Sicherheitslösungen schneller in die Anwendung kommen. Wesentliche Punkte, die auch zukünftig in der zivilen Sicherheit berücksichtigt werden müssen, sind die Wahrnehmung von Sicherheit in der Gesellschaft und die Erwartungen, die Bürgerinnen und Bürger an den Staat haben oder an ihn stellen. Aber auch der Einsatz moderner und sozialer Medien spielt in der zivilen Sicherheit eine immer größere Rolle. Gerade die (propagandistische) Wirkung von Bildern von Katastrophen, Anschlägen oder Menschen in Not darf nicht unterschätzt werden.
Neue Bedrohungslagen und Vertrauen in Institutionen
Zum Abschluss der Konferenz diskutierten Prof. Dr. Wolf-Dieter Lukas, Leiter der Abteilung „Schlüsseltechnologien – Forschung für Innovationen“ im BMBF, Dr. Janina Lara Dressler vom Deutschen Feuerwehrverband e. V., Matthias Oel, Direktor für „Migration, Mobilität und Innovation“ in der Generaldirektion Migration und Inneres der Europäischen Kommission, Prof. Dr. Christian Reuter von der Technischen Universität Darmstadt und Gerald Richter, Leiter des Arbeitsgebiets Verkehrssicherstellung bei der Deutschen Bahn AG lebhaft zu aktuellen gesellschaftlichen und technologischen Fragestellungen der zivilen Sicherheit.
Passend zum Leitmotiv des Innovationsforums kristallisierte sich dabei heraus, dass es erforderlich ist, auf funktionierende analoge Ersatzprozesse zurückgreifen zu können, wenn digitale Infrastrukturen ausfallen. Dies trifft vor allem auf die Abwehr von immer häufiger werdenden Hackerangriffen auf Institutionen und Unternehmen zu. Die Diskutanten waren sich einig, dass hier größere Anstrengungen und neue Forschungsansätze notwendig sind, damit digitale Kriminalität besser bekämpft und unterbunden werden kann. Gegenstand der gemeinsamen Diskussion mit dem Plenum war außerdem das Vertrauen der Bevölkerung in Institutionen wie Polizei, Feuerwehr oder Rettungsdienste. Die Diskutanten waren sich einig, dass Lösungsstrategien gegen den zunehmend respektlosen Umgang mit Angehörigen dieser Institutionen dringend benötigt würden. Vor allem das wichtige gesellschaftliche Korrektiv, das die vielen ehrenamtlichen Organisationen und deren Mitglieder darstellen, müsse insbesondere in strukturschwachen Regionen besser unterstützt werden, um den gesellschaftlichen Zusammenhalt und die zivile Sicherheit in Deutschland zu stärken.
Graduierten-Netzwerk „Zivile Sicherheit“
Bereits am Vortag des Innovationsforums trafen sich über 80 Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler zum Jahresreffen des Graduierten-Netzwerks „Zivile Sicherheit“. In Kleingruppen, die von den Graduierten selbst moderiert wurden, hatten die Teilnehmenden die Gelegenheit, sich intensiv zu ihren aktuellen Arbeits- und Forschungsschwerpunkten austauschen. Dabei ging es vor allem um die ganz alltäglichen Fragen und Aufgaben der Forschungs- und Projektarbeit. In Fachvorträgen erhielten die Graduierten dazu beispielsweise konkrete Tipps, wie in den sozialen Medien eine erfolgreiche Öffentlichkeitsarbeit gelingen kann und wie eine optimale Koordinierung von Verbundprojekten funktioniert.