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Session "Relevanz und Grenzen einer Sicherheitsethik"

Dienstag, 12.04.2016; 17:30 - 19:00 Uhr

Raum: Bischkek

Zusammenfassung:

Die dritte Session thematisierte Fragen eines ethisch-rechtlichen Rahmens (sozio-)technischer Innovationen auf dem Gebiet der Sicherheitsforschung. Am Beispiel der Entwicklung von semi- bzw. vollautomatisierten, selbstlernenden technischen Systemen zeigte Prof. Dr. Ralf Poscher von der Universität Freiburg auf, wie weitreichend und wie grundsätzlicher Art die Fragen sein können, die durch (sicherheits-)technische Innovationen für das Recht aufgeworfen werden. Nicht allein Fragen der Adressierung von Zurechnungen, sondern das Konzept der Normativität selbst müsse vor dem Hintergrund der skizzierten Entwicklung neu durchdacht werden – eine Aufgabe, die das Recht, nicht aber die Ethik zu bewältigen imstande sei. In bestimmten Bereichen könne die Ethik durchaus wichtige Beiträge leisten; Poscher bekräftigte jedoch den Anspruch eines Primats des Rechts über die Ethik.

Prof. Dr. Regina Ammicht Quinn vom Internationalen Zentrum für Ethik in den Wissenschaften (IZEW) an der Universität Tübingen nahm diese Vorlage auf und skizzierte die aus ihrer Sicht zentralen Aufgaben und Beiträge einer Ethik in der und für die Sicherheitsforschung. Diese habe gerade nicht den Anspruch, als „Moralpolizei“ zu fungieren. Als Reflexionstheorie der Moral, gehe es ihr vielmehr darum, grundlegende Fragen nach dem richtigen Handeln und dem „Guten Leben“ zu stellen und in Erinnerung zu rufen. Anhand einer Reihe von Beispielen illustrierte sie die spezifischen Fragen und Formen der Urteilsbildung anwendungsbezogener Ethik. Abschließend unterstrich sie die reflexiven Beiträge, die ethische Überlegungen zu Sicherheitsdiskursen, -forschung und -politik leisten können – sei es als politische Ethik (Gerechtigkeitsfragen, Kompromisse), als Technikethik (Hinterfragen von Eigengesetzlichkeiten) oder als Ethik der Prävention.

Daran anknüpfend unterzog Prof. Dr. Susanne Krasmann von der Universität Hamburg die Ambivalenz des Wunsches nach „Sicherheit“ wie auch gegenwärtiger Forderungen nach mehr „Unsicherheitstoleranz“, einer kritischen Reflexion. Im Anschluss an Peter Burgess plädierte sie für ein Verständnis von Sicherheit als Ethik – als eines Wertes, der sich nicht einfach fixieren oder umsetzen lasse. Sicherheit und auch Ethik handelten stets von Verletzlichkeit, von Entscheidungen unter Ungewissheit. Krasmann verwies auf die mit einer Haltung des Lebens mit Unsicherheit eröffneten Potentiale eines veränderten Blickes auf die Welt. Beide zusammen könnten im Sinne einer „Ethik der Prävention“ der Frage nach wünschbaren Zukünften, zu der eine „Verantwortung für das Nicht-Antizipierbare“ gehöre, mehr Gewicht verleihen.

      

Vorträge:

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Moderation

Harald Arnold und Peter Zoche (beide Fachdialog Sicherheitsforschung)

Vortrag

Die Rolle normativer Wissenschaften in der Sicherheitsforschung - Prof. Dr. Ralf Poscher (Universität Freiburg)

Zwischen Beschränkung und Ermöglichung: Grundriss einer Sicherheitsethik - Prof. Dr. Regina Ammicht Quinn (Universität Tübingen) (PDF, 428KB, Datei ist nicht barrierefrei)  (pdf-Datei)

Ethik des Nicht-Wissens. Vom Leben mit Unsicherheit - Prof. Dr. Susanne Krasmann (Universität Hamburg)

Diskussion

  

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