BMBF-Innovationsforum "Zivile Sicherheit" 2016
Bereits zum dritten Mal veranstaltete das Bundesforschungsministerium das BMBF-Innovationsforum „Zivile Sicherheit“. Die zweitägige Konferenz zum Rahmenprogramm „Forschung für die zivile Sicherheit“ stand unter dem Leitmotiv „Perspektiven für die Zukunft“ und fand am 12. und 13. April 2016 im Tagungszentrum Café Moskau in Berlin statt.“
Die Konferenz richtete sich an interessierte Akteure aus der Wissenschaft, aus der Wirtschaft und an Anwenderkreise. Ebenso angesprochen waren Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben sowie politische Entscheidungsträger. Die Konferenz bot eine breite Plattform für den fachlichen Austausch, die Diskussion interdisziplinärer Fragestellungen und die Präsentation aktueller Forschungsergebnisse. In themenspezifischen Sessionen wurden verschiedene Aspekte der zivilen Sicherheitsforschung behandelt.
Interdisziplinäre Perspektiven
Das Themenspektrum der Veranstaltung reichte von der zukünftigen Krisen- und Katastrophenbewältigung über Sicherheitskonzepte durch Kooperation mit der Bevölkerung bis hin zum Schutz vor Kriminalität. Diskutiert wurde beispielsweise, welche Herausforderungen sich für die zivile Sicherheitsforschung durch den gesellschaftlichen Wandel ergeben und in welchem Verhältnis Freiheitsrechte zur Sicherheit stehen. Diese und weitere Fragen erörterten über 500 Teilnehmerinn und Teilnehmer. Als technologische und organisatorische Herausforderungen für die Zukunft wurden in den Sessionen unter anderem disruptive Technologien, wie lernende Roboter, Datenschutz sowie die Unterschiede zwischen subjektiv gefühlter und objektiv abgeschätzter Sicherheitslage, diskutiert.
Erfolgreiche Praxislösungen
Zudem bestand Gelegenheit, die Forschungsergebnisse der Projekte in einer Poster-Ausstellung sowie in der „Ausstellung zu Praxislösungen“ vorzustellen. Hier wurde zum Beispiel eine App präsentiert, mit der im Katastrophenfall freiwillige Helferinnen und Helfer koordiniert werden können sowie ein ferngelenkter Roboter, der verlassene Gepäckstücke auf Sprengstoff untersucht. „Seit 2007 hat das Bundesforschungsministerium fast 250 Verbünde mit über 470 Millionen Euro gefördert“, erklärte Stefan Müller, Parlamentarischer Staatssekretär bei der Bundesministerin für Bildung und Forschung, zur Eröffnung der Konferenz. In der zivilen Sicherheitsforschung habe sich eine äußerst leistungsstarke Fachszene und ein Graduierten-Netzwerk etabliert. Aber dies sei sicherlich kein Grund, sich auf den Lorbeeren auszuruhen. Die aktuellen Ereignisse hätten gezeigt, dass zivile Sicherheitsforschung wichtiger denn je sei. Um den globalen Veränderungen und neuen gesellschaftlichen Anforderungen an die zivile Sicherheit gerecht zu werden, starte das Bundesforschungsministerium jetzt einen Agendaprozess für das künftige Sicherheitsforschungsprogramm. Dabei seien Fachleute, aber auch Bürgerinnen und Bürger gefragt, ihre Ideen und Themen einzubringen.
Grundrecht auf Freiheit – nicht auf Sicherheit
Vor dem Hintergrund des stärker werdenden Bedürfnisses nach Sicherheit in der Gesellschaft stellte Prof. Dr. Ferdinand Kirchhof, Vizepräsident des Bundesverfassungsgerichts, klar: Ein Grundrecht auf Sicherheit gebe es weder theoretisch noch praktisch. Vielmehr enthalte die Verfassung einen Auftrag an den Staat, die Sicherheit der Bevölkerung zu gewährleisten. Im Grundgesetz stehe die Freiheit immer an erster Stelle. Die Freiheit der Person und ihre Würde – und dazu gehöre zum Beispiel auch der Datenschutz – sei ein absoluter Wert. Einschränkungen dieser Freiheit durch Sicherheitsmaßnahmen müssten von daher immer genau begründet und legitimiert werden.
Bereits am Vortag des Innovationsforums (11.04.2016) trafen sich Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler zum 3. Treffen des Graduierten-Netzwerks „Zivile Sicherheit“. Im Rahmen eines World Cafés diskutierten sie über die zukünftigen Herausforderungen der zivilen Sicherheitsforschung. Ebenfalls am Vortag der Konferenz fand der BMBF-Workshop "Innovative Ansätze zur Unterstützung des Helfermanagements und der Kooperation von freiwilligen, ungebundenen Helferinnen und Helfern und den Einsatzorganisationen" im Café Moskau in Berlin statt. Hier waren Forschungsverbünde und interessierte Akteure für einen Erfahrungsaustausch über Aspekte der Einbeziehung freiwilliger, ungebundener Helferinnen und Helfer und deren Kooperation mit Einsatzorganisationen und Kommunen zusammengekommen.