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AHA: Automatisiertes Helferangebot bei Großschadensereignissen

Wenn sich eine Katastrophe ereignet, ist die Hilfsbereitschaft aus der Bevölkerung oft groß. Damit das Potential freiwilliger Helferinnen und Helfer optimal genutzt werden kann, ist eine enge Koordination mit den Rettungskräften wichtig. Im Forschungsvorhaben AHA wurde dazu eine Smartphone-App entwickelt, mit der ungebundene Helfer und technische Geräte aus dem Kreis der Bevölkerung erfasst, überprüft und bei Bedarf direkt über das Leitstellensystem eingebunden werden können. AHA hat so dazu beitragen, dass qualifizierte Hilfe bei einer Katastrophe noch schneller bei den Betroffenen ankommt.

Arbeitsplatz am Einsatzleitrechner in der Leitstelle Dortmund.
Arbeitsplatz am Einsatzleitrechner in der Leitstelle Dortmund. © Feuerwehr Dortmund

Bei großflächigen Schäden, wie beispielsweise nach einem Orkan, gehen bei Polizei und Feuerwehr oft zahlreiche Alarmmeldungen gleichzeitig ein. Die Rettungs- und Sicherheitskräfte müssen jedoch Prioritäten setzen und können nicht sofort an allen Orten zugleich sein. Gleichzeitig gibt es viele Menschen, die über medizinische oder handwerkliche Qualifikationen verfügen und gerne helfen würden. Wenn sie in der Nähe einer Großschadenslage sind, könnten sie rasch an den Einsatzort gelangen. Einige von ihnen wären auch bereit, zusätzliches technisches Gerät, wie Tauchpumpen oder Traktoren, zur Verfügung zu stellen. Das große Potenzial für eine erste Selbsthilfe in der Bevölkerung wird jedoch von den Rettungsorganisationen bislang noch nicht effizient genutzt. Für die Organisationen ist es eine zentrale Herausforderung, geeignete Helferinnen und Helfer sowie technisches Gerät zu identifizieren und diese zusätzlichen Ressourcen am Einsatzort zu koordinieren.

Dieser Herausforderung haben sich die Partner des Forschungsprojekts „Automatisiertes Helferangebot bei Großschadenslagen (AHA)“ angenommen. Sie erforschten ein neues System zur Helferregistrierung und -koordinierung. Im Ergebnis sollen freiwillige Helferinnen und Helfer eine App auf ihrem Smartphone installieren können, in der sie ihre Qualifikation, ihre Einsatzbereitschaft sowie verfügbare technische Geräte eintragen. In einer Katastrophenlage werden diese Informationen sowie der aktuelle Aufenthaltsort der Freiwilligen für das Personal der Feuerwehrleitstelle freigeschaltet. Auf diese Weise können bei Bedarf Ersthelferinnen und -helfer ad-hoc angefordert werden. Das Projekt wurde koordiniert von der Hochschule Ruhr West/Bottrop. Projektpartner sind neben der Stadt Dortmund die CKS Systeme GmbH, die Fachhochschule der öffentlichen Verwaltung NRW sowie die Universität Duisburg-Essen. Als assoziierte Partner brachten sich ein: Der Deutsche Feuerwehrverband e. V., der Verband der Feuerwehren in NRW e. V., die Klinikum Westfalen GmbH sowie der Verband Wohneigentum Nordrhein-Westfalen e. V.

Die Forschungspartner im Projekt AHA betrachteten bei der Erforschung einer Lösung nicht allein die Bedarfe der professionellen Rettungskräfte, sondern auch die Perspektive der freiwilligen Helferinnen und Helfer. So wurde vor allem die Akzeptanz und Motivation der fachlich geeigneten Freiwilligen sozial-psychologisch untersucht. Die Bereitschaft, im Katastrophenfall ad-hoc mitzuwirken, ist vergleichsweise hoch, wie eine stichprobenartige Umfrage des Projekts in der Bevölkerung ergab. Etwa 75 Prozent der Befragten, die über medizinische oder handwerkliche Kenntnisse verfügen, gaben an, bei einer Katastrophe kurzfristig als freiwillige Helferinnen und Helfer zur Verfügung stehen zu wollen. Als wichtige Bedingung für ihre Teilnahme haben die meisten Befragten die Achtung der Privatsphäre genannt. Dem trug das Projekt AHA Rechnung: Es verfolgte ein ganzheitliches Datenschutzkonzept, das eine sichere und transparente Handhabung der persönlichen Daten vorschreibt. Deshalb dürfen beispielsweise die Aufenthaltsorte der Helfer erst dann erfasst werden, wenn eine Großschadenslage eintritt und ein konkreter Einsatz bevorsteht. Darüber hinaus wurden auch Fragen der Haftung für eventuelle Schäden behandelt.

Insbesondere die Feuerwehr hat großes Interesse am AHA-System. Denn es kann nahtlos in die Leitstellensoftware integriert werden, so dass die Leitstellenmitarbeiter die freiwilligen Helferinnen und Helfer ähnlich wie die professionellen Kräfte koordinieren können. Das System unterstützt die Verantwortlichen bei der Entscheidung über die Eignung der Freiwilligen. So werden durch das System ausschließlich Helfer vorgeschlagen, die über die notwendige Qualifikation für den jeweiligen Einsatz verfügen und sich auch in der Nähe befinden. Auf diese Weise werden nicht nur die Rettungskräfte vor Ort, sondern auch das Leitstellenpersonal, das in Großschadenslagen unter erheblicher Anspannung steht, deutlich entlastet. Die Möglichkeit, im Fall von Katastrophen schnell zusätzliche qualifizierte Ersthelfer und Ressourcen zu mobilisieren, kann letztendlich zu einer wesentlichen Verkürzung der Hilfsfrist beitragen.

  

Weitere Informationen zum Verbundprojekt

Förderkennzeichen  13N13220 bis 13N13224

Projektlaufzeit 08/2014 - 12/2017

Projektumriss AHA (PDF, 90KB, Datei ist nicht barrierefrei)

Abschlussberichte der Teilvorhaben:

Teilvorhaben 13N13220 - Informationssammlung, Automatisierungssystem und Benutzerschnittstelle des AHA Systems

Teilvorhaben 13N13221 - Bedarfsanalysen und Evaluation des Automatisierten Helfer-Angebots bei verschiedenen betroffenen Gruppen 

Teilvorhaben 13N13222 - Rechtliche Rahmenbedingungen für den Einsatz ziviler Helfer bei Großschadensereignissen im Wege eines automatisierten Angebots

Teilvorhaben 13N13223 - Optimierung der Resilienz der Notfallversorgung und Steigerung des Sicherheitsniveaus des Bürgers durch teilautomatisiertes Ressourcenmanagement

Teilvorhaben 13N13224 - Integration freiwilliger Helfer als zusätzliche disponible Einsatzkräfte im Großschadensfall in neuartige Konzepte für Einsatzleitsysteme