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DEFLAG: Sichere Deflagration von Blindgängern durch Lasertechnologie

Auch mehr als 70 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs werden in Deutschland immer noch Bomben gefunden, die nicht explodiert sind. Bisher wurden ca. 60 Prozent der Blindgänger geräumt. Das erfordert häufig die Sperrung ganzer Stadtviertel und die Evakuierung einer Vielzahl von Bewohnern. Im Projekt DEFLAG wird nun ein neues Verfahren erarbeitet, das die Risiken minimiert, die mit einer kontrollierten Sprengung von Kampfmitteln einhergehen. Dabei wird die Stahlhülle des Blindgängers mithilfe eines Laserstrahls von einer mobilen, automatisierten Plattform aus systematisch eingekerbt und geschwächt. So kann der Sprengkörper durch eine kontrollierte Verpuffung ungefährlicher entschärft werden als durch eine Sprengung.

Einkerbung einer Stahlplatte mit Hilfe eines Laserstrahls.
© Laurentiu Iordache/Fotolia.com

Der Entschärfungsversuch auf dem Sprengplatz verlief ganz nach Plan: Es gab keine große Detonation, der chemische Zünder „ploppte“ aus der 500 Pfund Bombe heraus, die Hülle platzte entlang der vorgegebenen Nut auf und nur ein sehr geringer Teil des Sprengstoffs explodierte (siehe auch Video unten). Der Abschluss des gemeinsamen Projekts des Laser Zentrum Hannover e.V. (LZH), der LASER on Demand GmbH und des Kampfmittelräumdienstes Hamburg (KRD) ist damit mehr als gelungen. Der laserbasierte Ansatz könnte zukünftig für mehr Sicherheit für Kampfmittelräumer sorgen.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am LZH entwickelten in dem Projekt DEFLAG den Prozess zur automatisierten Deflagration. Dabei wird im ersten Schritt mit einem Festkörperlaser mit zwei Kilowatt Leistung eine Nut in die Bombenhülle eingebracht. Danach wird im zweiten Schritt der Sprengstoff kontrolliert zu einer Deflagration gebracht. Da die Systemtechnik starker Hitze und Druck ausgesetzt ist, hat das LZH zusammen mit seiner Ausgründung LASER on Demand GmbH einen kostengünstigen, 3D-gedruckten Laserbearbeitungskopf mit optischen Standardkomponenten entwickelt. Der Umgang mit dem Kampfmittel und dem Sprengstoff in den Praxisversuchen und beim finalen Feldversuch mit der 500 Pfund Bombe erfolgte dabei durch das Personal des Kampfmittelräumdienstes Hamburg.

Diese vielversprechenden Ergebnisse sind nun Grundlage für weitere Forschungsprojekte, um das Verfahren möglichst bald in der Praxis einsetzen zu können. Außerdem wollen die Partner den Prozess und die Systemtechnik für den Einsatz unter Wasser adaptieren. Denn mehr als 1,5 Millionen Tonnen Welt-kriegsmunition wird noch in Nord- und Ostsee vermutet.

Das Vorhaben DEFLAG „Sichere Deflagration von Blindgängern durch Lasertechnologie“ wird im Rahmen des Programms „Forschung für die zivile Sicherheit 2012-2017“ der Bundesregierung durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Assoziierter Partner ist die Feuerwehr Hamburg / Kampfmittelräumdienst (KRD).

   

Weitere Informationen zum Verbundprojekt

Förderkennzeichen  13N14155 und 13N14156

Projektlaufzeit 10/2016 - 10/2019

Projektumriss DEFLAG (PDF, 75KB, Datei ist nicht barrierefrei)

  

Video

DEFLAG: Entschärfung einer Fliegerbombe

Im Video ist zu sehen, wie der Laserkopf in einem kostengünstigen Gestell aus dem 3D-Drucker oben auf der Bombe aufliegt. Dort kerbt der Laser einen Schnitt in die Bombenhülle. Dann wird die Bombe durch den Laser absichtlich gezündet. Statt einer großen Detonation verpufft die Explosionsenergie. Auf der rechten Seite ist zu sehen, wie der Zünder „herausfällt“.