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TEAMWORK: Krisensimulation für die Zusammenarbeit von Einsatzkräften und Bevölkerung

Die Hochwasser an Elbe und Saale sind Beispiele für komplexe Krisenereignisse, in denen verschiedenste Einsatzkräfte zusammengearbeitet haben. Der Umstand, dass bei den letzten Extremwasserereignissen rund 1,7 Mio. freiwillige Helferinnen und Helfer im Einsatz waren, unterstreicht die besondere Rolle der Bevölkerung hierbei. Im Projekt TEAMWORK sollte ein softwarebasiertes Trainingssystem für den Katastrophenschutz und die freiwilligen Helferinnen und Helfer entwickelt werden. Das Trainingssystem wurde Einsatzkräften sowie freiwilligen Helferinnen und Helfern zur Verfügung gestellt, um die gemeinsame Bewältigung von bisher unbekannten Krisenereignissen zu trainieren.

Krisensimulation im Einsatz.
Krisensimulation im Einsatz. © Universität Paderborn

    

Auszeichnung

Das BMBF-Forschungsprojekt TEAMWORK wurde im Wettbewerb "Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen" 2017 in der Kategorie "Wissenschaft" ausgezeichnet.

    

Die Vorbereitung von Einsatzkräften auf Krisensituationen ist meist aufwändig und teuer. Vor allem die Zusammenarbeit verschiedener Akteure, wie Feuerwehr, Polizei, Rettungsdienst und Bevölkerung lässt sich nur selten umfassend üben. Moderne Simulationsumgebungen und „Serious Gaming“ eröffnen hier neue Möglichkeiten, um das Zusammenwirken der Akteure häufiger und ohne großen Aufwand zu trainieren. Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Vorhaben TEAMWORK untersuchte, wie sich Einsatzkräfte und Bevölkerung in einer virtuellen Umgebung gemeinsam auf die Bewältigung von Krisenereignissen vorbereiten können.

Koordiniert wurde das Verbundprojekt „Krisensimulation für die Zusammenarbeit von Einsatzkräften und Bevölkerung (TEAMWORK)“ vom Institut C.I.K. (Computeranwendung und Integration in Konstruktion und Planung) an der Universität Paderborn. Forschungspartner waren die Promotion Software GmbH aus Tübingen, die PRO DV AG aus Dortmund, die Feuerwehr Dortmund, das Ordnungsamt des Kreises Paderborn sowie die Universität der Bundeswehr München. Als assoziierte Partner beteiligten sich die Bundesanstalt Technisches Hilfswerk in Bonn, das Institut der Feuerwehr Nordrhein-Westfalen in Münster, das Disaster Resilience Lab in Tilburg (Niederlande), das Generalsekretariat des Deutschen Roten Kreuz e.V. in Berlin sowie das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe in Bonn. Gefördert wurde das Projekt TEAMWORK im Rahmen der Bekanntmachung „Zivile Sicherheit – Erhöhung der Resilienz im Krisen- und Katastrophenfall“ vom Bundesforschungsministerium.

Die Partner verfolgten ihre Forschungsziele in den drei Bereichen Formalisierung, Simulation und Auswertung. Bei der Formalisierung ging es darum, im Team realistische Szenarien zu entwickeln und in eine virtuelle Umgebung umzusetzen. An diesem Prozess beteiligten sich Experten aus der zivilen Gefahrenabwehr und Freiwillige aus der Bevölkerung. Gefragt waren kreative Köpfe für die Detailausarbeitung von Szenarien, Team-Mitglieder mit technischem Sachverstand sowie Moderatoren für die Strukturierung der Aktivitäten. Mit einem kollaborativen Szenario-Editor konnte jeder Akteur dazu beitragen, die virtuelle Umgebung noch realistischer zu gestalten. Die Grundlage dafür bildeten importierte Daten, beispielsweise Geodaten, wie sie in Nordrhein-Westfalen auf Basis des Open-Data-Ansatzes zur Verfügung stehen. Eine webbasierte Plattform ermöglichte die Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen den Akteuren. In der Simulation konnten unterschiedliche Krisenszenarien in einer virtuellen Umgebung in Echtzeit gemeinsam bewältigt werden. Jeder konnte in den typischen Funktionen agieren, die auf die zivile Gefahrenabwehr ausgerichtet sind, wie etwa Einsatzleiter, Abschnittsleiter, Leitstellenmitarbeiter etc. Das stärkte den Blick für das Ganze. Mit der Trainingssoftware konnten Simulationen jederzeit eigenständig durchgeführt, oder zum Beispiel auch an Stabsübungen angebunden werden. Die Simulationsumgebung bildete nicht nur visuell die örtlichen Begebenheiten, sondern im Hintergrund auch Wirkungszusammenhänge ab, wie den Verlauf einer Brandausbreitung oder das unterschiedliche Verhalten von Menschen in einer Katastrophe. Die Daten aus den Simulationen wurden in einer Auswertung automatisiert aufbereitet und anhand eines Zeitstrahls, Lagefilmen sowie Diagrammen auf einer webbasierten Plattform visualisiert. Alle Aktivitäten wurden medienpädagogisch begleitet.

Die Anwendung der TEAMWORK-Konzepte wurde im Oktober 2017 im Rahmen einer Stabsübung vom Projektpartner Kreis Paderborn demonstriert. In dem Szenario „Sommerglut“ wurde eine Dürreperiode mit Wasserknappheit und Hitze in der ländlich geprägten Region des Kreises Paderborn simuliert. Ca. 90 Mitglieder der TEAMWORK-Community haben für eine virtuelle Übung auf 16 Quadratkilometern in der Gemeinde Altenbeken die Daten der Wohn- und Waldgebiete, Straßen sowie einiger Feuerwehrfahrzeuge in die Simulation überführt. Wie das Szenario in der virtuellen Welt gemeistert wurde, konnten die Teilnehmer anschließend vor Ort oder auch online miteinander diskutieren – und so im Ergebnis neue Lösungsstrategien für reale Einsätze entwickeln.

Für die innovative Trainingssoftware und das Auswertungskonzept wurde das Projekt TEAMWORK im Sommer im Wettbewerb „Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen“ als eines von 11 Projekten in NRW 2017 in der Kategorie „Wissenschaft“ ausgezeichnet. Als Initiatoren des Wettbewerbs verfolgen die Bundesregierung der Bundesrepublik Deutschland und der Bundesverband der Deutschen Industrie mit dem Leitmotiv „Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen“ das Ziel, mit Projekten Antworten auf drängende gesellschaftliche Fragen der Zukunft zu geben. Das Jahresthema 2017 „Offen denken – Damit sich Neues entfalten kann“ passt zu den Zielen von TEAMWORK. Offenes Denken ermöglicht in der TEAMWORK-Community kreative Ansätze zur Gestaltung von Szenarien und bei der Bewältigung von Krisen.

Im Verlauf der zweiten Projektphase sollten die bisherigen Ergebnisse von TEAMWORK erweitert und erprobt werden. Hierzu wurde die TEAMWORK-Community im Jahr 2018 schrittweise um neue Zielgruppen vergrößert. Darüber hinaus sind mehrere (Stabs-)Übungen unter Anbindung der neuen Trainingssoftware von TEAMWORK durchgeführt worden. Jeder konnte in der TEAMWORK-Community mitmachen und sich passend zu seinen Interessen und Fähigkeiten einbringen. Gemeinsam wurde der Frage nachgegangen, wie „Out of the Box-Denken“, „Crowd Sourcing“ und „Weisheit der Massen“ bei der Vorbereitung auf – und der Bewältigung von Krisen – helfen konnten.

    

Weitere Informationen zum Verbundprojekt

Förderkennzeichen:  13N13932 bis 13N13937

Projektlaufzeit 02/2016 - 01/2019

Projektumriss TEAMWORK (PDF, 73KB, Datei ist nicht barrierefrei)

 

Videos

"Forschungsprojekt TEAMWORK"

Film zum Forschungsprojekt TEAMWORK; veröffentlicht am 17.10.2017

"Forschungsprojekt TEAMWORK: Automatischer Import von freien Geodaten"

Film zum Forschungsprojekt TEAMWORK; veröffentlicht am 02.10.2017

  

Abschlussberichte der Teilvorhaben:

Teilvorhaben 13N13932: Erforschung von Konzepten für Interoperabilität und Datenanalyse (Universität Paderborn)

Teilvorhaben 13N13933: Erfahrung und Bildung durch Medien - Konzeption und Evaluation (Universität der Bundeswehr München)

Teilvorhaben 13N13934: Erhöhung der Bewältigungskapazitäten von Einsatzkräften bei Großschadensereignissen unter Verwendung von Simulatonsumgebungen (Stadt Dortmund - Institut für Feuerwehr- und Rettungstechnologie)

Teilvorhaben 13N13935: Erforschung von Möglichkeiten zur Einbindung der Bevölkerung in die Bewältigung von Krisenereignissen (Kreis Paderborn, Ordnungsamt)

Teilvorhaben 13N13936: Kollaborative Simulationsumgebung für Krisenszenarien : Bekanntmachung Zivile Sicherheit - Erhöhung der Resilienz im Krisen- und Katastrophenfall (Promotion Software GmbH, Tübingen)

Teilvorhaben 13N13937: Lern- und Informationsportal als IT-Plattform für Crowdsourcing und Entscheidungsunterstützung im Krisenmanagement (PRO DV AG, Dortmund)

Gesamt-Schlussbericht Projekt TEAMWORK