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OWISS: Offshore Windenergie – Schutz und Sicherheit

Mit der Energiewende werden Offshore-Windanlagen zukünftig einen wesentlichen Teil unserer Energie produzieren. Damit auch in Zukunft eine stabile Energieversorgung gewährleistet werden kann, müssen Störungen im Betrieb dieser Anlagen minimiert werden. Die Verbundpartner im Projekt OWISS erarbeiteten ein System von Präventions- und Reaktionsmaßnahmen, die Störungen durch Eingriffe in den Betrieb, Unfälle oder Naturkatastrophen verhindern sollen. Das System sollte den Betreibern von Offshore-Windanlagen, den zuständigen Polizeien und Rettungsorganisationen zur Verfügung gestellt werden und dazu beitragen, den Ausbau regenerativer Energien sicher zu gestalten.

OWISS: Offshore Windenergie – Schutz und Sicherheit
© von Mandelsloh/Deutsche Offshore Consult GmbH

Windenergieparks auf dem Meer leisten einen zunehmend wichtigen Beitrag bei der Versorgung von Haushalten und Industrie mit nachhaltiger Energie. Offshore-Windenergieparks (OWP) und ihre zugehörigen technischen Systeme zur Umwandlung und Übertragung der Energie an Land zählen zu den Kritischen Infrastrukturen (KRITIS). KRITIS sind für die Gesellschaft bedeutsame Versorgungssysteme, die vor natürlichen, technischen und anthropogenen Gefährdungen geschützt werden müssen. Wie das für OWP und deren Subsysteme geschehen kann, war die zentrale Frage des vom BMBF geförderten und inzwischen abgeschlossenen Projektes „Offshore Windenergie – Schutz und Sicherheit (OWiSS)“.

OWP sind vielfältigen Gefährdungen und Bedrohungen ausgesetzt, die sich erheblich von denen an Land unterscheiden. Der internationale Schiffsverkehr, die oftmals rauen Umgebungsbedingungen und die großen Entfernungen zur Küste sind nur einige Gründe, die zu dieser Einschätzung führen. Zunächst wurden mögliche Gefährdungen und Bedrohungen, auch unter Berücksichtigung von Umspannplattform, Konverterplattform und Exportkabel zur Netzanbindung, systematisch erfasst.

Als Ergebnis wurde ein umfassender Gefährdungs- und Bedrohungskatalog mit mehr als 200 verschiedenen Szenarien entwickelt. Als markante Beispiele für Gefährdungs- und Bedrohungsereignisse können beispielsweise die Beschädigung des Exportkabels oder der Absturz eines Helikopters angesehen werden. Aber auch das Treiben eines manövrierunfähigen Schiffes kann zu einer erheblichen Gefährdung der OWP führen. Einen besonderen Schwerpunkt des Gefährdungs- und Bedrohungskataloges stellen jedoch die IT-Angriffe dar. Alle hier beispielhaft genannten Ereignisse können intendiert sein und zu einem mehr oder weniger starken Einfluss auf die Strombereitstellung und somit auf die Versorgungssicherheit der Bevölkerung führen.

Die in dem Gefährdungs- und Bedrohungskatalog abgebildeten Szenarien wurden im Rahmen des Projektes dann mit einzelnen in OWP stattfindenden Prozessen verknüpft. So ließen sich Lücken in bestehenden Schutzkonzepten erkennen. Einen besonderen Schwerpunkt bildete hierbei der Schutz von OWP und ihren Subsystemen vor möglichen Cyberangriffen.

Zusätzlich erfolgte eine Analyse bereits bestehender Konzepte, die sich u. a. mit der maritimen Sicherheit, der Luftfahrtsicherheit oder der Sicherheit von kritischen Infrastrukturen beschäftigen. Hieraus konnten Ansatzpunkte für zusätzliche Maßnahmen abgeleitet werden.

Die erarbeiteten Lösungen zur Verbesserung der Sicherheit von OWP und ihrer Subsysteme beinhalten dabei nicht nur technische, sondern auch organisatorische Maßnahmen. Hierzu zählen z. B. Verbesserungen in der Personen-, Gepäck- oder Ladungskontrolle. Aber auch die Vorbereitung auf mögliche Notfallsituationen durch Einführung von Notfallstäben trägt zur Reduzierung der Risiken bei.

Im Mittelpunkt des Projektes stand die enge Zusammenarbeit mit den Betreibern von OWP, den Service- und Rettungsdienstleistern sowie den Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS). Diese Zusammenarbeit war besonders bei der Erprobung und Validierung der entwickelten Maßnahmen gefordert. Gemeinsam wurden im Lage- und Führungszentrum der Hochschule Bremerhaven Fallstudien in Form von Planspielen und Stabsrahmenübungen durchgeführt. Dabei wurden für ausgewählte Notfallereignisse, wie einer Massenerkrankung auf einer Konverterplattform, umfassende Drehbücher mit verschiedenen Nebenszenarien verfasst und in Übungen durchgespielt.

Dabei konnte festgestellt werden, dass bei den Akteuren kein standardisierter Umgang mit beschriebenen Notfallsituationen besteht. Die Einrichtung einer zentralen Leitstelle für Notfallmeldungen und die standardisierte Einleitung der Rettung wäre eine folgerichtige Maßnahme, um die Schadensfolgen abzufedern.

Das Projekt OWiSS wurde von den beiden Instituten fk-wind: Institut für Windenergie und ISaSS - Institute for Safety and Security Studies der Hochschule Bremerhaven koordiniert und gemeinsam mit dem Fraunhofer Institut für Fertigungstechnik und Angewandte Materialforschung (IFAM), der Deutsche Offshore Consult (DOC), dem Institut für Seevölkerecht und Internationales Meeresumweltrecht (ISRIM) und dem Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik (ISL) durchgeführt. Das Projekt wurde von Anfang Januar 2015 bis Ende Juni 2018 vom BMBF im Rahmen der Bekanntmachung „Maritime Sicherheit“ innerhalb des Programms „Forschung für die zivile Sicherheit“ gefördert.

Das Projekt OWiSS hat mit den Ergebnissen und den daraus abgeleiteten Maßnahmen einen Beitrag zur Erhöhung der Sicherheit von Windenergie auf dem Meer geleistet. Die Ergebnisse wurden bereits gegenüber den BOS und den OWP-Betreibern kommuniziert. Die Umsetzung einiger der vorgeschlagenen Maßnahmen kann betreiberübergreifend und branchenweit erfolgen. Dieses bedarf einer intensiven Zusammenarbeit zwischen den BOS und den Betreibern. Es zeichnet sich beispielsweise mit der Gründung des Bundesverbands der Windparkbetreiber Offshore e. V. oder den gemeinsamen Übungen mit den BOS eine positive Entwicklung ab, die den im Projekt OWiSS geäußerten Wunsch der Betreiber nach mehr Kooperationsbeziehungen und Austausch nachkommt. Zudem deuten sich Veränderungen bezüglich einer zentralen Rettungsleitstelle für die Offshore-Windenergie an.

Darüber hinaus sind die Projektergebnisse in die akademische Lehre der Hochschule Bremerhaven eingeflossen sowie in die Entwicklung besonderer Weiterbildungsangebote für Sicherheitsfachkräfte in der Offshore-Windenergie.

Weiterführende Informationen zum Verbundprojekt

Förderkennzeichen 13N13446 bis 13N13450

Projektlaufzeit 08/2015 – 06/2018

Projektumriss OWISS (PDF, 72KB, Datei ist nicht barrierefrei)   

    

Abschlussberichte der Teilvorhaben:

Teilvorhaben 13N13446 - Ganzheitliche Betrachtung (Hochschule Bremerhaven)

Teilvorhaben 13N13447 - Gefahren für Offshore-Windparks durch Logistik- und IT-Prozesse (Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik (ISL), Bremerhaven)

Teilvorhaben 13N13448 - Volkswirtschaftliche und gesellschaftliche Sicht auf die Versorgungssicherheit und Sicherheit der Bevölkerung (Fraunhofer-Institut für Fertigungstechnik und Angewandte Materialforschung (IFAM), Bremen)

Teilvorhaben 13N13449 - Rechtliche Aspekte der Gefahrenabwehr (Hugo Grotius gGmbH, Bremen)

Teilvorhaben 13N13450 - Schutz und Sicherheit in der Betriebsphase (Deutsche Offshore Consult GmbH, Bremen)