IRiS: Intelligente Rettung im Smart Home
Da die Reanimationsgrenze eines Menschen im Brandrauch bei etwa 15 Minuten liegt, steht für die Rettung nur sehr wenig Zeit zur Verfügung. Im Projekt IRiS wird deshalb ein Einsatzunterstützungssystem entwickelt, mit dem die in Smart Homes verfügbaren Informationen für die Feuerwehr nutzbar gemacht werden können, um die Personenrettung noch schneller einleiten zu können. Dazu wird zunächst untersucht, welche der durch vernetzte Geräte, wie z. B. Rauch- und Bewegungsmelder, generierten Daten aktuelle Einsatztaktiken positiv beeinflussen können. Darauf aufbauend wird ein integriertes Konzept erarbeitet, mit dem diese Daten aufbereitet und sowohl der Leitstelle als auch den anrückenden Einheiten zur Verfügung gestellt werden können.
In einem Haus im Neubaugebiet brennt es. Die Rettungskräfte des angerückten Löschzugs müssen die Eingangstür aufbrechen, um sich Zugang zu den Wohnräumen zu verschaffen. Anschließend durchsucht der Einsatztrupp nach einem festgelegten Suchmuster alle Räume nach Personen, die gerettet werden müssen. Dabei geht kostbare Zeit verloren – insbesondere wenn man bedenkt, dass die Reanimationsgrenze eines Menschen im Brandrauch bei etwa 17 Minuten liegt. Vom Ausbruch des Brandes, über die Alarmierung der Feuerwehr, der Anfahrt, bis hin zum Auffinden und Reanimieren der betroffenen Person zählt jede Minute.
In diesem Zusammenhang stellt sich das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Forschungsprojekt „Intelligente Rettung im Smart Home (IRiS)“ der Frage, wie die Technologien, die in sogenannten Smart Homes Verwendung finden, die Einsatzkräfte bei der Menschenrettung und Brandbekämpfung in Wohnhäusern unterstützen können. Der Grundgedanke ist dabei, dass Einsatzkräfte frühzeitig auf Daten zugreifen können, die im Haus durch Haustechnik und vernetze Geräte generiert werden, um ein detailliertes Lagebild zu erhalten. So ist vorstellbar, dass sich die Rettungskräfte beispielsweise schon beim Anrücken den Gebäudegrundriss auf einem Tablet mit den Statusinformationen aus dem Smart Home anzeigen lassen können. Über die gleiche Software können sie die Haustür öffnen, ohne diese einschlagen zu müssen. Mit Hilfe von im Haus angebrachten Bewegungssensoren kann die Einsatzleitung durch Markierungen im Gebäudegrundriss auf dem Tablet direkt sehen, in welchen Räumen sich noch Menschen befinden könnten.
In dem vom BMBF im Rahmen des Programms „Forschung für die zivile Sicherheit“ geförderten Projekt arbeiten Partner aus der zivilen Gefahrenabwehr und der Smart Home-Branche gemeinsam an Fragestellungen zur Technik, Einsatztaktik, Akzeptanz und zum Datenschutz. IRiS ist im Oktober 2017 gestartet und wird vom BMBF mit 1,1 Mio. Euro gefördert. Bis September 2020 sollen verschiedene vernetzte Geräte, wie z. B. Rauch- und Bewegungsmelder, und deren Möglichkeiten zur Optimierung der Einsatztaktik untersucht werden.
Darauf aufbauend wird ein Konzept erarbeitet, das sowohl der Leitstelle als auch den anrückenden Einheiten effizienteres Handeln auf Basis der Smart Home-Informationen und Funktionen ermöglicht. Von der Branddetektion über die Alarmierung und Anfahrt bis hin zur Einsatzbewältigung werden neue Einsatzmöglichkeiten untersucht. Die Firma SYMCON GmbH realisiert dabei die Installation und Anbindung an die Smart Home-Schnittstellen. Die Anzeige und Aggregation der Smart Home-Informationen setzt die Firma Vomatec Innovations GmbH in einer Software um.
Das IRiS-Projekt entwickelt einen Demonstrator, der durch den Input der Anwender laufend ergänzt und verbessert wird. So wurde in einer ersten Übung mit der Feuerwehr Paderborn im Sommer 2018 das IRiS-System mit dem Szenario „Wohnungsbrand“ getestet. Anschließend wurden die Potentiale und offenen Fragestellungen diskutiert. Insbesondere die Experten der Feuerwehr konnten dabei wertvolle Hinweise für eine neue Vorgehensweise bei Einsätzen aufzeigen, die das Forschungsteam „Computeranwendung und Integration in Konstruktion und Planung“ an der Universität Paderborn weiter ausarbeiten wird.
Zudem sollen in den kommenden Monaten auch automatische Reaktionsroutinen für Smart Homes entwickelt werden, indem beispielsweise durch das automatische Öffnen von Fenstern und Türen auftretender Brandrauch gezielt aus dem Haus gelenkt werden soll. In einer großen Übung mit mehreren Löschzügen im November 2019 wird das überarbeitete System sowie die Einsatzroutinen bei einem inszenierten Hausbrand am Institut der Feuerwehr Nordrhein-Westfalen auf die Probe gestellt.
Es gibt aber auch noch weitere Fragen, die innerhalb der Projektlaufzeit beantwortet werden müssen. Beispielsweise die Frage, wie und wann das IRiS-System an Leitstellen angebunden werden kann ohne die Leitstellen mit Fehlalarmen zu überlasten. Hierfür müssen bestimmte Standards eingehalten und zum Teil neu erarbeitet werden, da das Projekt innovative Vorgehensweisen vorausdenkt, die bisher noch nicht definiert sind.
Weiterführende Informationen zum Verbundprojekt
Förderkennzeichen 13N14403 bis 13N14405
Projektlaufzeit 10/2017 – 09/2020
Projektumriss IRiS (PDF, 107KB, Datei ist barrierefrei⁄barrierearm)