InGe: Lagebildinstrument zu Gewalterfahrungen von Beschäftigten im öffentlichen Dienst
Zahlreiche Berichte und Meldungen in der Presse vermitteln den Eindruck, dass sich Gewalttaten gegen Bedienstete im öffentlichen Dienst von Jahr zu Jahr häufen und verschärfen. Tatsächlich fehlen in diesem Bereich jedoch nach wie vor belastbare Zahlen und Fakten, um Rückschlüsse auf Häufigkeit, Form und mögliche besondere lokale Ausprägungen ziehen zu können. Aber nur auf Grundlage gesicherter Erkenntnisse können wirksame Strategien zur Eingrenzung von Gewalt gegen Beschäftige im öffentlichen Dienst (öD) erarbeitet werden. Im Rahmen von InGe sollen die Grundlagen für eine belastbare Datenbasis über eine digitale Lösung zur Erfassung und Auswertung von Gewaltvorfällen gegen Beschäftigte im öD geschaffen werden.

Die Gewalt gegen Beschäftigte im öffentlichen Dienst nimmt seit Jahren zu. Während strafbare Handlungen durch die Polizeiliche Kriminalstatistik erfasst werden, bleiben respektlose und bedrohliche Verhaltensweisen unterhalb der Strafbarkeitsgrenze oft unberücksichtigt – obwohl auch sie erhebliche Auswirkungen auf die Gesundheit der Betroffenen haben können. Um hier ein klares Lagebild zu schaffen, startete 2022 das vom BMBF geförderte Projekt „Lagebildinstrument zu Gewalterfahrungen von Beschäftigten im öffentlichen Dienst (InGe)“. Ziel war, eine praxistaugliche und datenschutzkonforme Lösung zur Erfassung und Analyse von Gewaltvorfällen im öffentlichen Dienst zu entwickeln, die auch nichtstrafbare Vorfälle erfasst und eine Datenbasis für gezielte Präventionsmaßnahmen schafft.

Nutzerfreundlichkeit und Datenschutz im Fokus
Mit dem neuen InGe-Prototyp können Beschäftigte im öffentlichen Dienst Gewaltvorfälle melden – ob als betroffene Person, Zeuge oder mit Hilfe einer Vertrauensperson. Dafür wurden in der Entwicklungsphase zahlreiche Interviews mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Kommunalverwaltung geführt, um die Plattform bestmöglich auf die Bedürfnisse der Nutzerinnen und Nutzer anzupassen. Dank des durchdachten Fragensystems können Vorfälle in unterschiedlicher Detailtiefe beschrieben werden. Die Erhebung und Auswertung erfolgt mithilfe einer Datenanalyse-Software des Projektpartners Disy Informationssysteme. Sie ermöglicht flexible und benutzerfreundliche Analysen und Lagebilddarstellungen in übersichtlichen Dashboards.
Meldeplattform für Gewaltvorfälle überzeugt im Praxistest
Im Frühjahr 2024 wurde der InGe-Prototyp in ausgewählten Behörden der Stadt Offenburg und im Ostalbkreis getestet. Die Rückmeldungen der Nutzerinnen und Nutzer waren durchweg positiv. Besonders hervorgehoben wurden die intuitive Bedienbarkeit der Plattform und die Möglichkeiten zu datengestützten Analysen.
Die im Projekt aufgebaute Präventionsdatenbank bildet die Grundlage, um Gewaltvorfällen spezifische Präventionsmaßnahmen zuzuordnen. Eine Einteilung der Maßnahmen nach den gleichen Kriterien wie bei der Erfassung der Vorfälle erleichtert die gezielte Suche und Auswahl passender Präventionsmaßnahmen und unterstützt somit die präventive Arbeit in den Behörden.

Perspektiven für den operativen Einsatz
Mit dem Projektabschluss im Herbst 2024 steht ein praxistauglicher Prototyp zur Verfügung, der erstmals ein umfassendes und systematisches Lagebild zu Gewaltvorfällen im öffentlichen Dienst ermöglicht. Für den operativen Betrieb sind jedoch noch weitere Entwicklungsarbeiten erforderlich, um die Plattform optimal an die Bedürfnisse von Kommunen und Landesbehörden anzupassen.
Das InGe-Projekt wurde vom BMBF im Rahmen der Fördermaßnahme „Anwender - Innovativ: Forschung für die zivile Sicherheit“ gefördert. Die Entwicklung der Meldeplattform erfolgte in enger Zusammenar-beit zwischen der Gemeinsamen Zentralstelle Kommunale Kriminalprävention (GeZ KKP), dem Centre for Security and Society (CSS) der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und dem Softwareunternehmen Disy Informationssysteme GmbH.
Weitere Informationen zum Verbundprojekt
Förderkennzeichen: 13N16493 bis 13N16495
Projektlaufzeit 10/2022 - 11/2024