ACDC: AC-Detektorchip zum Schutz von Einsatzkräften
Bei einem Brand eines Chemiewerks oder auch bei Verkehrsunfällen mit Gefahrgut können chemische oder gar radioaktive Gefahrstoffe freigesetzt werden. Dies stellt Einsatzkräfte vor besondere Herausforderungen, da sie nicht über die erforderliche Messtechnik verfügen, um die Gefahrstoffe detektieren zu können. Im Projekt ACDC soll ein System, basierend auf einem Siliziumchip entwickelt werden, das sowohl radioaktive Strahlung als auch eine definierte Auswahl an chemischen Gefahrstoffen nachweisen kann. Durch die preiswerte Herstellung und die geringe Größe des Systems soll sichergestellt werden, dass zukünftig jede Einsatzkraft mit einem Messgerät ausgestattet werden kann.
Kompakter Sensor warnt Einsatzkräfte vor radioaktiven und chemischen Gefahren: ACDC-Projekt beim „Förderpreis Helfende Hand“ ausgezeichnet
Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Projekt „AC-Detektorchip zum Schutz von Einsatzkräften“ (ACDC) ist beim Förderpreis Helfende Hand in der Kategorie „Innovative Konzepte“ am 5. Dezember 2022 in Berlin von Nancy Faeser, Bundesministerin des Innern und für Heimat, mit dem fünften Platz ausgezeichnet worden.
Der Preis wird vom Bundesministerium des Innern und für Heimat gemeinsam mit dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe jährlich für herausragende Leistungen zur Förderung des Ehrenamts im Bevölkerungsschutz verliehen. In diesem Jahr haben sich insgesamt 259 Projekte für den Preis beworben.
Wie ein kleiner Sensor zukünftig Leben retten kann
Das gesamte Team um ACDC-Projektleiterin Dr.-Ing. Tanja Stimpel-Lindner (Universität der Bundeswehr München) freut sich über die Auszeichnung. „Wir haben in unserem Projekt eine Lösung entwickelt, wie man Einsatzkräfte effektiv und kostengünstig vor radioaktiven und chemischen Gefahren schützen kann“ erklärt Frau Stimpel-Lindner die Besonderheiten des Projekts. „Einer der Sensoren, die in unserem Demonstrator eingebaut sind, ist ein Säuresensor. Er löst immer dann Alarm aus, wenn eine Einsatzkraft einer gefährlichen Säurekonzentration in der Umgebungsluft zu nahekommt. Der Detektor ist dabei klein, leicht und kostengünstig, weshalb dieser auch von kleineren Einheiten beschafft werden kann, die ansonsten über keinerlei Messtechnik verfügen.“
Tanja Stimpel-Lindner kennt die Problematik aus eigener Erfahrung nur zu gut. Seit mehr als 20 Jahren ist sie ehrenamtlich sowohl als Feuerwehrfrau als auch im ABC-Zug München Land im Einsatz. Daher war es für sie und das gesamte ACDC-Team eine Herzensangelegenheit, eine kostengünstige und gleichzeitig robuste Sensoreinheit zu entwickeln, die in einem kompakten Gerät schon kleinste Mengen der gängigsten und gefährlichsten Säuregase („C“) als auch radioaktive Teilchen („A“) detektiert – und so im Notfall das Leben der Einsatzkräfte retten kann.
Der aktuelle Demonstrator ist in etwa so groß wie eine Zigarettenschachtel und kann ganz einfach und schnell mit einem Karabiner an der Schutzausrüstung von Einsatzkräften befestigt werden. Detektiert der Sensor im Einsatz einen AC-Gefahrstoff, löst er sowohl optisch durch ein Blinken als auch akustisch durch einen Piepton Alarm aus.
Diese miniaturisierte Kombination einer kostengünstigen AC-Sensoreinheit, die auch unter schwierigen Einsatzbedingungen zuverlässig funktioniert, ist bislang einmalig und so nicht erhältlich. Der Markt für solche lebensrettenden Geräte ist sehr groß. Allein in Deutschland gibt es 22.167 Freiwillige Feuerwehren (Quelle: Deutscher Feuerwehr Verband), denen nur sehr begrenzte Geldmittel für große und teure Anschaffungen zur Verfügung stehen. Hinzu kommen noch andere Blaulichtorganisationen wie beispielsweise die Bundesanstalt Technisches Hilfswerk.
Hintergrund zum ACDC-Projekt
Das ACDC-Projekt wurde vom BMBF im Rahmen der Förderrichtlinie „Anwender – Innovativ: Forschung für die zivile Sicherheit“ von April 2019 bis September 2021 mit 841.000 Euro gefördert. Projektpartner sind das Landratsamt München (ABC-Zug München-Land), die Universität der Bundeswehr München sowie die KETEK GmbH Halbleiter- und Reinraumtechnik.
Und wie geht es jetzt mit den Projektergebnissen weiter? Das ACDC-Team will die Sensoreinheit weiter verbessern, noch leistungsfähiger machen und in absehbarer Zeit zur Serienreife bringen. Damit zukünftig alle Einsatzkräfte im Notfall rechtzeitig vor giftigen Gasen und radioaktiven Gefahren gewarnt werden.
Weitere Informationen zum Verbundprojekt
Förderkennzeichen: 13N15095 bis 13N15101
Projektlaufzeit 04/2019 - 09/2021
Projektumriss ACDC (PDF, 170KB, Datei ist nicht barrierefrei)