Kooperation in der zivilen Sicherheitsforschung zwischen deutschen und österreichischen Projektpartnern
Forschung und Entwicklung auf dem Gebiet der zivilen Sicherheit haben in Österreich und Deutschland gleichermaßen erhebliche Bedeutung. Die enge kulturelle Verwandtschaft und nicht zuletzt die große strukturelle und inhaltliche Ähnlichkeit der jeweiligen nationalen Sicherheitsforschungsprogramme bieten ein großes Potenzial an grenzüberschreitenden, gemeinsamen Lösungen. Ziel der Kooperation zwischen Deutschland und Österreich ist es, sowohl die jeweilige nationale, als auch die Sicherheit Europas zu stärken.
Laufende Verbundvorhaben
AIFER: Künstliche Intelligenz zur Analyse und Fusion von Erdbeobachtungs- und Internetdaten zur Entscheidungsunterstützung im Katastrophenschutz
Förderkennzeichen 13N15525 bis 13N15529
Katastrophenereignisse wie Hochwasser, Waldbrände oder Stürme machen vor Ländergrenzen nicht halt. Daher haben Österreich und Deutschland beschlossen, ihre Kräfte zu bündeln und gemeinsam zu forschen, um Rettungskräfte optimal bei der Bewältigung von Großschadenslagen zu unterstützen. Das Projekt AIFER entwickelt ein System, das am Beispiel eines Hochwasserszenarios mit Hilfe von künstlicher Intelligenz die Lage erfasst und auswertet. Dabei sollen unterschiedliche Daten von Satelliten, Flugzeugen, Drohnen sowie Daten aus sozialen Netzwerken ausgewertet, zusammengefasst und in Echtzeit aufbereitet werden. Rechtliche, soziologische und ethische Fragen werden durch die Partner aufgegriffen.
Projektumriss AIFER(pdf-Datei)
FINANTIA: Finanzkriminalität: Analyse von Bedrohungsszenarien für moderne Zahlungssysteme
Förderkennzeichen 13N15297 bis 13N15300
Es wird immer beliebter, online mit Hilfe von Apps oder Bankkarten zu bezahlen. Neue Richtlinien ermöglichen es Drittanbietern, den Zahlungsverkehr zwischen Bank und Händler zu organisieren und abzuwickeln. Neue Formen organisierter Finanzkriminalität können zur Finanzierung weiterer krimineller Aktivitäten genutzt werden und sind eine Bedrohung für die Volkswirtschaft. Im Projekt FINANTIA werden Missbrauchspotentiale analysiert, die sich durch neue Technologien, Verfahren und Akteure im Bereich von app- und kartenbasierten Zahlungssystemen ergeben. Technik- und Softwarekomponenten werden im Detail auf Schwachstellen untersucht. Zahlungsdienstleister können ihre Sicherheitsvorkehrungen neu konzipieren, um die Bevölkerung bei Zahlungen mit Karte oder App besser zu schützen.
Projektumriss FINANTIA (PDF, 105KB, Datei ist barrierefrei⁄barrierearm)
KITT: Künstliche Intelligenz zur Verbesserung der Sicherheit von Tunneln und Tunnelleitzentralen
Förderkennzeichen 13N15537 bis 13N15698
Autobahnen und Bundesstraßen bilden mit Ihren Brücken und Tunneln nicht nur die Lebensadern für den Individual- und Güterverkehr in Deutschland, sondern sie verbinden auch Länder miteinander. Daher haben Österreich und Deutschland beschlossen, ihre Kräfte zu bündeln und nicht nur auf europäischer, sondern auch auf bilateraler Ebene gemeinsam zu forschen, um die Sicherheit und die Verfügbarkeit von Straßen weiter zu erhöhen. Im Projekt KITT wird daran geforscht, Gefahrensituationen in Tunneln frühzeitig zu erkennen und in Echtzeit den Verkehrsfluss anzupassen.
Projektumriss KITT (PDF, 307KB, Datei ist barrierefrei⁄barrierearm)
Abgeschlossene Forschungsvorhaben:
AMBOS: Abwehr von unbemannten Flugobjekten für Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben
Förderkennzeichen 13N14269 bis 13N14273
Drohnen können für terroristische Aktivitäten eingesetzt werden. Eine wirksame Abwehr existiert aber bislang nicht. Das deutsch-österreichische Kooperationsprojekt AMBOS hat ein System zur Abwehr von Drohnen in definierten Sicherheitsbereichen erarbeitet. Dazu wurden anfliegende Drohnen detektiert, deren Bedrohungspotenzial analysiert und wirksame Abwehrmaßnahmen entwickelt. Mit dem System ist es möglich, unbemannte Flugobjekte frühzeitig zu identifizieren und eine gezielte Intervention einzuleiten.
Projektumriss AMBOS (PDF, 74KB, Datei ist nicht barrierefrei)
Bitcrime: Verfolgung und Prävention organisierter Finanzkriminalität mit virtuellen Währungen
Förderkennzeichen 13N13505, 13N13506 und 13N13508
Virtuelle Währungen werden unabhängig von Notenbanken, Staaten und Kreditinstituten direkt zwischen ihren Nutzern gehandelt. Diese neuen Währungen haben keine Kontrollinstanz und können damit auch in der internationalen organisierten Kriminalität genutzt werden. Sowohl die Regulierung des Marktes als auch die Erkennung und Verfolgung krimineller Finanztransaktionen bedarf neuer Lösungen. Das deutsch-österreichische Kooperationsprojekt Bitcrime hat diese Fragestellungen erforscht und konkrete Regulierungsmöglichkeiten sowie Ansätze für die Prävention und Verfolgung von Kriminalität erarbeitet.
DROK: Organisierte Kriminalität zwischen virtuellem und realem Drogenhandel
Förderkennzeichen 13N13496 bis 13N13499
Der internationale Drogenhandel findet im persönlichen Kontakt und über das Internet statt. Über den Drogenhandel auf dem realen Markt sowie im Internet ist wenig erforscht. Das deutsch-österreichische Kooperationsprojekt DROK hat beide Vertriebsformen im Drogenhandel untersucht. Der deutsche Teil des Projektes widmete sich der organisierten Kriminalität auf dem herkömmlichen Drogenschwarzmarkt. Der österreichische Teil des Projekts untersuchte den Drogenhandel im Internet. Die Projektergebnisse wurden an die Ermittlungs- und Strafverfolgungsbehörden weitergegeben. Zudem konnten Empfehlungen zur Reduktion der Kriminalitätsrisiken für Betroffene ausgesprochen werden.
DURCHBLICK: Detektion unterschiedlicher unkonventioneller Spreng- und Brandvorrichtungen mittels intelligenter analytischer Sensorik
Förderkennzeichen 13N14328 bis 13N14334
Im WorldWideWeb werden zunehmend Anleitungen zur einfachen Herstellung von unkonventionellen Spreng- und Brandvorrichtungen verbreitet. Sicherheits- und Einsatzkräfte müssen jederzeit in der Lage sein, verdächtige Objekte wie etwa herrenlose Gepäckstücke oder manipulierte Mülleimer schnell und zuverlässig zu untersuchen. Das Ziel des deutsch-österreichischen Projektes DURCHBLICK war es, ein robotergestütztes, leistungsstarkes Sensoriksystem verfügbar zu machen, das insbesondere Objekte, die nicht von allen Seiten zugänglich sind, untersuchen kann. Zudem erfolgte eine ethische und rechtliche Betrachtung des Technologieeinsatzes im Hinblick auf Einsatzkräfte und Dritte.
Projektumriss DURCHBLICK (pdf-Datei)
FLORIDA: Flexibles, teilautomatisiertes Analysesystem zur Auswertung von Videomassendaten
Förderkennzeichen 13N14250 bis 13N14256
Wie die Terroranschläge in Nizza, Paris oder Boston gezeigt haben, ist es für die schnelle Aufklärung erforderlich, heterogene Video- und Bilddaten mit Tatortbezug schnellstmöglich auswerten zu können. Derartige Analysesysteme stehen den Ermittlungsbehörden heute nicht zur Verfügung. Das deutsche-österreichische Kooperationsprojekt sollte ein System zur visuellen und auditiven Analyse von Bild- und Videomassendaten erarbeiten. Durch das Analysesystem sollten Tathergänge schneller rekonstruiert und potentielle Tatverdächtige zeitnah ermittelt werden.
Projektumriss FLORIDA (PDF, 77KB, Datei ist nicht barrierefrei)
HUMAN+: Echtzeit-Lagebild für effizientes Migrationsmanagement zur Gewährleistung humanitärer Sicherheit
Förderkennzeichen: 13N14716 bis 13N14723
Das deutsch-österreichische Projekt HUMAN+ hat ein integratives Echtzeit-Lagebild für die Flüchtlingsbewegungen entwickelt. Dies erfolgte auf Basis von sozialen Netzwerken und Fernerkundungsdaten, um eine Vorhersage der Migration sowie die Bewältigung akuter Lagen zu ermöglichen. Eine essentielle Rolle spielten dabei sowohl die ethischen, soziologischen und rechtlichen Rahmenbedingungen als auch die Integrierbarkeit in vorhandene Lösungen und Prozessketten. Durch das System wurde es möglich, Migrationsbewegungen frühzeitig zu erkennen, die Einsatzkräfte über die Landesgrenzen hinaus auf die zu erwartenden Situationen vorzubereiten und gleichzeitig die Migranten bestmöglich und human zu versorgen.
INSPECT: Organisierte Finanzdelikte – methodische Analysen von Geld-, Daten- und Know-How-Flüssen
Förderkennzeichen 13N13470 bis 13N13475
In der jüngsten Vergangenheit kam es im Bereich der Finanztransaktionen vermehrt zu Datendiebstählen, deren zu erwartende Schäden volkswirtschaftliche Dimensionen annehmen. Vor diesem Hintergrund hat der Forschungsverbund das Vorgehen bei organisierten Finanzdelikten analysiert, um die Aufklärung zu verbessern und neue Möglichkeiten der Prävention aufzuzeigen. Gleichzeitig wurden die Verbreitungswege des Insiderwissens untersucht. Damit steht den Ermittlungsbehörden ein System zur Erkennung, zum Verständnis und zur Aufklärung organisierter Finanzdelikte zur Verfügung.
NutriSafe: Sicherheit in der Lebensmittelproduktion und Logistik durch die Distributed-Ledger-Technologie
Förderkennzeichen: 13N15070 bis 13N15076
Die Skandale um EHEC und Fipronil haben gezeigt, dass die Lebensmittelsicherheit und Rückverfolgbarkeit der Lieferkette nicht nur im Krisenfall wichtig ist. Informationssysteme spielen dabei eine zentrale Rolle und neue Technologien können helfen, diese möglichst sicher zu gestalten. Daher haben Österreich und Deutschland beschlossen, ihre Kräfte zu bündeln und auf bilateraler Ebene gemeinsam zu forschen, um sicherheitsrelevante Handelsketten bestmöglich zu schützen. Ziel von NutriSafe war es, Lebensmittelproduktion und –handel gegen digitale Angriffe wie die Manipulation von Daten und Systemen zu schützen. Dazu sollten Technologien, Datenmodelle, Geschäftsprozesse, Servicearchitekturen sowie Geschäftsmodelle mit Blockchain-Technologie entwickelt und als Bausteine in einem modularen Baukasten bereitgestellt werden. Durch eine juristische Begleitung, eine Evaluation der Ergebnisse und die Erstellung von Handlungsempfehlungen wurde die Praxistauglichkeit des Systems sichergestellt.
Projektumriss NutriSafe (PDF, 114KB, Datei ist nicht barrierefrei)
PRIMSA: Prävention und Intervention bei Menschenhandel zum Zweck sexueller Ausbeutung
Förderkennzeichen 13N13517 bis 13N13521
Menschenhandel zum Zweck sexueller Ausbeutung ist ein schweres strafrechtliches Vergehen, das die Menschenrechte der Opfer fundamental verletzt. Durch massive Einschüchterung der Opfer stellt diese Art des Menschenhandels eine besondere Herausforderung für das Rechtssystem sowie Hilfsorganisationen dar. Die Projektpartner entwickelten im Rahmen von PRIMSA Maßnahmen, die die Ermittlungsarbeit unterstützen, Konzepte für verbesserte Hilfsangebote für Opfer sowie neue Fort- und Weiterbildungen für Ermittler, Sozialarbeiter und psychosoziale Fachkräfte. Darüber hinaus wurde ein mobiles technisches Gerät erarbeitet, mit dem Ermittler vor Ort überprüfen können, ob ein Opfer minderjährig ist.
s4pt: Sicherheit in der Pharma-Logistik
Förderkennzeichen 13N15089 und 13N15090
Die Versorgung mit lebenswichtigen Medikamenten stellt in vielerlei Hinsicht eine besondere Herausforderung dar. Daher haben Österreich und Deutschland beschlossen, ihre Kräfte zu bündeln und auf bilateraler Ebene gemeinsam zu forschen, um sicherheitsrelevante Handelsketten bestmöglich zu schützen. Ziel des Projektes s4pt war es, die besonders schützenswerten Lieferketten für pharmazeutische Produkte so sicher wie möglich zu gestalten. Am Beispiel eines Krebsmedikaments wurde eine Software entwickelt, die mit Hilfe prädiktiver Algorithmen von der Produktion der Vorprodukte über den gesamten Herstellungs- und Logistikprozess bis zur Auslieferung die Bewertung und Vermeidung von Risiken ermöglicht.
Projektumriss s4pt (PDF, 163KB, Datei ist nicht barrierefrei)
Securestamp: Schutz bedruckter Medien vor Fälschungen durch intelligente, integrierte Druck, Verschlüsselungs- und Sensortechnologien
Förderkennzeichen 13N13581 bis 13N13584
Ticketfälschungen verursachen Schäden in Millionenhöhe. Für die Fälschungen wird Originalpapier verwendet, das aus Fahrkartenautomaten gestohlen und dann mit handelsüblichen Thermodruckern beschriftet wird. Bisher sind die Sicherheitsmerkmale bereits im Papier integriert. Die Kooperationspartner von Securestamp erforschten eine neue Drucktechnik, bei der die Sicherheitsmerkmale erst während der Erstellung des Tickets aufgebracht werden. Im Projekt wurden geeignete Farben und Pigmente entwickelt. Darüber hinaus wurde eine Sensorik zur Erfassung des Musters und zur mobilen Kontrolle erarbeitet. Die neue Einmaligkeit der Muster vereinfacht die Nachverfolgung der Tickets sowie die Strafverfolgung.
SmartIdentifikation: Smartphone-basierte Analyse von Migrationstrends zur Identifikation von Schleuserrouten
Förderkennzeichen: 13N14764 bis 13N14768
Das deutsch-österreichische Kooperationsprojekt SmartIdentifikation hat ein System entwickelt, um Daten aus mitgeführten Dokumenten und Smartphones auszuwerten. Mit Hilfe dieser Daten sollen die Identität von Personen sowie die von Ihnen getätigten Angaben überprüft werden. Dazu wurden die für eine Alterserkennung auf dem Smartphone gespeicherten Bilder herangezogen. Weiterhin wurde versucht, Schleuserrouten mittels Analysen aus den erhoben Daten zu identifizieren. Parallel zu den technischen Entwicklungen wurden die rechtlichen und ethischen Rahmenbedingungen für einen akzeptierten und rechtskonformen Einsatz des Systems im Projekt erforscht und in die technische Realisierung überführt. Das System trägt dazu bei, bei mobilen Kontrollen die Aussagen der Migranten zu überprüfen und so die Mitnahme der Personen zu Polizeiwachen auf ein Minimum zu reduzieren.
Projektumriss SmartIdentifikation (pdf-Datei)
TRACK: Tragbares duales GC-IMS mit Multielement-Sensorsystem zur schnellen und zuverlässigen Detektion versteckter Personen und Waren
Förderkennzeichen 13N15237 bis 13N15238
Organisierte Kriminalität macht vor Ländergrenzen nicht halt. Daher haben Österreich und Deutschland beschlossen, ihre Kräfte zu bündeln und nicht nur auf europäischer, sondern auch auf bilateraler Ebene gemeinsam zu forschen, um organisierte Kriminalität zu bekämpfen. Im Projekt Track wurde ein tragbares Messsystem erforscht, das in der Luft kleinste Konzentrationen charakteristischer Merkmale von menschlichen Ausdünstungen wie Atemluft oder Schweiß detektieren kann. Mit diesem System wurde es den Ermittlungsbehörden ermöglicht, schnell, ohne schweres Equipment und ohne die kompletten Laderäume manuell durchsuchen zu müssen, versteckte Personen zu entdecken.
Projektumriss TRACK(pdf-Datei)
WAKE: Migrationsbezogenes Wissensmanagement für den Bevölkerungsschutz der Zukunft
Förderkennzeichen: 13N14748 bis 13N14752
Die Flüchtlingssituation 2015/2016 war für viele im Bevölkerungsschutz tätige Hilfsorganisationen eine der größten flächendeckenden Einsatzlagen überhaupt. Bei deren Bewältigung wurden neue Erfahrungen gesammelt sowie vorhandene Wissensbestände und Abläufe an die konkreten Erfordernisse angepasst. Um dieses Wissen zu konservieren und zukünftig auch in anderen Szenarien anwenden zu können, muss es systematisch zusammengeführt, strukturiert und aufbereitet werden. Ziel von WAKE war die Erstellung und Einführung einer umfassenden, ebenen-, behörden- und organisationsübergreifenden Wissensmanagementlösung. In einem fortlaufenden Prozess entstand so ein systematisch lernender Bevölkerungsschutz, der sich ständig neuen Herausforderungen anpasst und somit zur Erhöhung der Sicherheit der Bevölkerung in Katastrophenlagen beiträgt.
Projektumriss WAKE (PDF, 130KB, Datei ist nicht barrierefrei)