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ESCAPE-PRO: Besucherstromsimulationen bei parallelen Großveranstaltungen

Vor dem Hintergrund der potenziellen Gefahr terroristisch motivierter Gewalttaten müssen Sicherheitsbehörden im Zusammenhang mit Großveranstaltungen Szenarien für Bedrohungen und Evakuierungen im Voraus durchdenken. Personenstromsimulationen können dabei unterstützen, Evakuierungsszenarien zu planen und Schutzmaßnahmen vorzubereiten. Das vorherige Projekt ESCAPE hat erstmals erfolgreich eine mikro- und makroskopische Perspektive innerhalb einer Simulationssoftware kombiniert, um damit weitläufige Veranstaltungsflächen oder gleichzeitig stattfindende Großveranstaltungen in unmittelbarer Nähe zu simulieren. Ziel des Projektes ESCAPE-PRO ist es, die Leistungsfähigkeit der Software zu verbessern und den Mehrwert und die Anwendbarkeit in der Praxis zu zeigen.

Kameras im Fußballstadion
© malajscy - stock.adobe.com

Die Fußball-Europameisterschaft in Deutschland ist im vollen Gange. Abend für Abend sitzen Millionen von Menschen vor den Fernsehern oder feuern ihre Mannschaften auf den zahlreichen Fanmeilen an.

Doch die Veranstalter der zehn Austragungsorte stehen unter Hochdruck. An jedem Spieltag sind sie für die Leitung von Menschenmassen in der Größenordnung einer mittleren Stadt zuständig.

Wie können Personenströme bei Großveranstaltungen am effektivsten gelenkt werden? Welche möglichen Bedrohungs- und Evakuierungsszenarien müssen die Sicherheitsbehörden im Voraus durchdenken? Das sind Fragestellungen, mit denen sich das vom BMBF geförderte Projekt „Besucherstromsimulationen bei parallelen Großveranstaltungen (ESCAPE-PRO)“ beschäftigt.

Im Vorhaben werden Simulationen eingesetzt, um eine ganze Bandbreite an Szenarien durchzuspielen und mögliche Schwachstellen im Vorfeld erkennen zu können. Das trägt dazu bei, dass Großveranstaltungen sicherer werden.

In der Gruppenphase kam es am 16. Juni vor dem Spiel Polen gegen die Niederlande in Hamburg zu einem Großeinsatz der Polizei, als ein mit einem Schieferhammer und einem Molotowcocktail bewaffneter Mann auf einen niederländischen Fußballfan losging. Der Angreifer konnte von der Polizei schnell gestellt werden.

Das Projekt ESCAPE-PRO beschäftigt sich mit solchen und weiteren möglichen Gefahrenlagen – wie beispielsweise terroristisch motivierten Gewalttaten – während einer Großveranstaltung. Fragestellungen des Projekts sind etwa, wie Veranstaltungsflächen im Notfall am schnellsten geräumt werden können und wie sich Sperrungen oder Blockaden einzelner Verkehrswege auf die Räumungszeiten auswirken.

Dazu wird eine Software zur Personenstromsimulation entwickelt, die die Verantwortlichen dabei unterstützen soll, unterschiedliche Räumungsszenarien vorzudenken und Schutzmaßnahmen vorzubereiten. Zudem werden die Auswirkungen auf Personenströ-
me bei parallel stattfindenden Großveranstaltungen mit einbezogen, beispielsweise verschiedene Fanfeste in einer Stadt. Um die Software zu verfeinern, werden Simulationen an den zehn Spielorten der Fußballeuropameisterschaft 2024 durchgeführt.

Dabei werden auch die Anforderungen der Anwender kontinuierlich mit einbezogen und zusätzlich ein Schulungskonzept erarbeitet. Ziel ist, dass Sicherheitsbehörden mit der Software zukünftig eigenständig Simulationen von Personenströmen im Rahmen von Großveranstaltungen durchführen können und dank dieser Simulationen ihre Einsätze besser planen und abstimmen können.

ESCAPE-PRO wird vom BMBF von Juni 2023 bis Dezember 2024 mit rund einer Million Euro gefördert. Projektpartner sind das Polizeipräsidium Stuttgart, die accu:rate GmbH, das Fraunhofer-Institut für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung (IOSB), die Deutsche Hochschule der Polizei, die Polizei Berlin, das Polizeipräsidium Hamburg, das Polizeipräsidium Köln sowie zehn assoziierte Partner.

Weitere Informationen zum Verbundprojekt

Förderkennzeichen 13N16639 bis 13N16645

Projektlaufzeit: Juni 2023 - Dezember 2024

Projektumriss ESCAPE-PRO