Bewilligte Projekte aus der Bekanntmachung "Zukünftige Sicherheit in Urbanen Räumen"
In Deutschland und Frankreich lebt ein hoher Anteil der Bevölkerung in Städten und Ballungsräumen. Einerseits trägt die große Vielfalt an Freizeitaktivitäten und Kulturangeboten wesentlich zur Lebensqualität der städtischen Bevölkerung bei. Andererseits kann die hohe Infrastrukturdichte sowie Veränderungen in der Bevölkerungsstruktur zu neuen Bedrohungen für die Bevölkerung führen, welche neuartige Sicherheitslösungen erfordern. Mit der Bekanntmachung "Zukünftige Sicherheit in Urbanen Räumen" streben das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und die Agence Nationale de la Recherche (ANR) die Förderung interdisziplinärer Forschungsprojekte an, die die Sicherheit in urbanen Räumen in Deutschland und Frankreich stärken.
Mit der Bekanntmachung "Zukünftige Sicherheit in Urbanen Räumen" setzen BMBF und ANR die langjährig erfolgreiche bilaterale Kooperation auf dem Gebiet der zivilen Sicherheitsforschung fort. Auf diese Weise soll nicht nur die nationale Sicherheit in beiden Ländern gestärkt sondern auch ein Beitrag zur europäischen Sicherheitsarchitektur geleistet werden.
Abgeschlossenen Forschungsvorhaben:
DiverCity: Sicherheit und Vielfalt im Quartier
Förderkennzeichen: 13N14510 bis 13N14512
Immer mehr Menschen zieht es in urbane Lebensräume, weil sie dort ein breites kulturelles Angebot und berufliche Perspektiven finden. Nicht nur durch die neuen Einwohner, sondern auch durch demografische Entwicklungen verändern sich die Stadtquartiere. Dabei gewinnt die Sicherheit im Wohnumfeld im Zusammenhang mit der Wohnraumversorgung, Nachbarschaftsbildung, Integration von Zuwanderern usw. immer mehr an Bedeutung. Im Projekt DiverCity wurden Konzepte erarbeitet, um ein sicheres Wohnumfeld und nachbarschaftliches Miteinander in Stadtquartieren zu erhalten oder herzustellen. Dazu wurden mit Hilfe von Fallstudien Aspekte der Kriminalprävention sowie Maßnahmen erfasst, die die Bedürfnisse einer vielfältigen Nachbarschaft berücksichtigen und sich als integrationsfördernd sowie sicherheitsstärkend erweisen. Parallel erfolgten Kommunalbefragungen und Wohnungsmarktanalysen. Dadurch wurden Auswirkungen auf das Sicherheitsempfinden der Bevölkerung und Veränderungen im Kriminalitätsgeschehen erkennbar. Positive Beispiele wurden zu Handlungsempfehlungen aufbereitet, die auf weitere Kommunen übertragbar sind.
DRUSEC: Umgang mit Drogen in der Öffentlichkeit - Herausforderungen für die Sicherheit in Städten
Förderkennzeichen: 13N14471 bis 13N14475
Angehörige offener Drogenszenen gelten durch ihr Erscheinungsbild und ihre prekäre Lebenssituation häufig per se als Sicherheitsrisiko. Die reale Gefahr, die von diesen Personen ausgeht objektiv einzuschätzen, ist jedoch oftmals schwierig. Das Projekt DRUSEC untersuchte in Deutschland und Frankreich objektive Risiken und subjektiv gefühlte Gefahren in urbanen Räumen, in denen Drogen präsent sind. Ziel war es, Sicherheitslagebilder zu erstellen, um potenzielle Gefahren zu identifizieren und subjektive Fehleinschätzungen offen zu legen. Es sollten Handlungsempfehlungen für den Umgang mit Milieus erarbeitet werden, die von Alkohol- und illegalem Drogenkonsum geprägt sind.
NOLAN: Skalierbare Notfall-Logistik für urbane Räume als öffentlich-private Partnerschaft im Katastrophenfall
Förderkennzeichen: 13N14457 bis 13N14459
Die zuverlässige Versorgung mit lebenswichtigen Gütern wie Trinkwasser, Lebensmitteln und Medikamenten ist ein Grundbedürfnis der Bevölkerung, welches in der Regel durch den Einzelhandel gedeckt wird. Kommt es durch Naturkatastrophen oder infrastrukturelle Störungen zu einem Ausfall der Handelslogistik, können staatliche Maßnahmen erforderlich sein, um die Versorgung zu sichern. Ziel des Projekts NOLAN war es, ein ganzheitliches Konzept einer Notfalllogistik zu entwickeln, welches den Ausfall privatwirtschaftlicher Versorgungsstrukturen überbrückt. Durch die Zusammenarbeit von Behörden und privaten Unternehmen sollte sowohl die Grundversorgung der Bevölkerung als auch der Informationsfluss zwischen den Akteuren sichergestellt werden. Parallel wurden Rahmenbedingungen für eine Krisenkooperation zwischen Behörden und Unternehmen erarbeitet und hinsichtlich ihrer juristischen Ausgestaltung und Umsetzbarkeit geprüft.
OPMOPS: Organisierte Umzüge und Demonstrationen im Öffentlichen Raum: Planung und Krisenmanagement bei hohem Konfliktpotenzial in Städten
Förderkennzeichen: 13N14561 bis 13N14565
Die Teilnahme an öffentlichen Demonstrationen und Kundgebungen sowie an langfristig geplanten Veranstaltungen wie Karnevalszügen und Musikparaden ist Ausdruck einer freiheitlichen und offenen Gesellschaft. Der Schutz solcher Versammlungen, die Unversehrtheit der Teilnehmer und die Erhaltung der öffentlichen Sicherheit sind Herausforderungen für Ordnungskräfte und Veranstalter. Das deutsch-französische Gemeinschaftsvorhaben erarbeitete eine digitale Entscheidungshilfe, um Großveranstaltungen sicherer zu gestalten. Eine dreidimensionale Visualisierungssoftware analysierte das Geschehen in Echtzeit, errechnete Situationsprognosen und leitete Empfehlungen beispielsweise zu Personaleinsatz, Routenführung und Notfallplanung ab. Rechtliche Aspekte flossen von Beginn an in die Entscheidungsfindung ein und stellten die Angemessenheit der Handlungsoptionen sicher.
S2UCRE: Sicherheit in städtischen Umgebungen: Crowd-Monitoring, Prädiktion und Entscheidungsunterstützung
Förderkennzeichen: 13N14463 bis 13N14468
Bei öffentliche Veranstaltungen mit großen Besucherzahlen kann es schnell zu gefährlichen Situationen kommen. Bei der Übertragung des Finales der UEFA Champions League in Turin wurden zum Beispiel 1.500 Menschen verletzt, als durch Knallkörper eine Massenpanik entstand. Im Rahmen des Projektes S2UCRE sollte ein Kameranetzwerk zur Erfassung von Personenmengen und zur Schätzung von Personendichten in urbanen Räumen aufgebaut werden. Diese Daten wurden zusammen mit weiteren Werten zu Panikverhalten oder Gruppenprozessen für Simulationen und Kurzzeitprognosen von Massendynamiken genutzt. Dabei wurden insbesondere die Aspekte des Datenschutzes der Veranstaltungsteilnehmer mit einbezogen. Mit Hilfe der Projektergebnisse soll es Veranstaltern und Sicherheitsbehörden ermöglicht werden, auf unerwartete Ereignisse noch gezielter reagieren zu können.
SiBa: Sicherheit im Bahnhofsviertel
Förderkennzeichen: 13N14412 und 13N14413
Moderne Hauptbahnhöfe werden gerne als städtische Aushängeschilder betrachtet. Andererseits gelten großstädtische Bahnhofsviertel häufig als Anziehungspunkt für Rotlichtmilieu und Drogenszene und werden von der Bevölkerung als kriminalitäts- und problembelastet wahrgenommen. Ziel des Projektes SiBa war es, neue Konzepte und Herangehensweisen zu entwickeln, um Bahnhöfe und ihr Umfeld sicherer zu gestalten. Dazu wurden die Anwohner von Bahnhofsvierteln repräsentativ über die Situation in ihrem Wohnquartier befragt. Parallel fanden Begehungen und Beobachtungen statt, um die Sicherheitssituation im jeweiligen Viertel zu dokumentieren. Aus der Analyse wurde ein integriertes, praxistaugliches Präventions- und Handlungskonzept erstellt. Anwendung findet das Konzept in der Stadtentwicklung und bei der Umsetzung von kriminalpräventiven Maßnahmen in den jeweiligen Bahnhofsvierteln.
SiQua: Sicherheitsanalysen und -vernetzung für Stadtquartiere im Wandel
Förderkennzeichen: 13N14518 bis 13N14522
Deutschland hat eine lange und wechselhafte Migrationsgeschichte, die durch die Zuwanderung von Flüchtlingen und Asylsuchenden, aber auch von Aussiedlern und „Gastarbeitern“ geprägt ist. Ziel des Projekts SiQua war es, die Kompetenz von kommunalen Einrichtungen im Umgang mit Wandlungsprozessen in urbanen Räumen zu stärken. Mit Hilfe von vergleichenden Analysen, Fallstudien, Workshops und einer Befragung zu Sicherheitsbelangen wurden kommunale Problemlagen in ausgewählten Stadtquartieren untersucht. Durch Weiterbildungs- und Qualifizierungsangebote wurden kommunale Einrichtungen darauf vorbereitet, mit Wandlungsprozessen in Stadtquartieren umzugehen. Bereits im Laufe des Vorhabens wurde in Dresden ein Pilotprojekt initiiert, um das Sicherheitsempfinden der Einwohner zu stärken.
Stadtsicherheit-3D: Bewertung und Verbesserung der urbanen Sicherheit mit Hilfe von semantischen 3D-Stadtmodellen
Förderkennzeichen: 13N14513 bis 13N14516
Demografen gehen davon aus, dass die Bevölkerung in deutschen Großstädten bis zum Jahr 2035 um 10 bis 15 Prozent wachsen wird. Im Rahmen des Projektes Stadtsicherheit-3D wurde durch Interviews das aktuelle Vorgehen von Kommunen zur Bewertung der Sicherheit im öffentlichen Raum erhoben und wissenschaftlich validiert. Die Ergebnisse der Befragungen bildeten die Grundlage zur Erstellung einer softwarebasierten Bewertungsmethode, die auf vorhandene 3-dimensionale Stadtmodelle angewandt wurde. Dies ermöglichte eine automatisierte Bewertung der Sicherheit von städtischen Gebieten. Es wurden konkrete Maßnahmen erarbeitet, mit deren Hilfe öffentliche Räume neu gestaltet werden können. Diese wurden als Handlungsempfehlungen für kommunale Entscheider zusammengefasst.
SUSQRA: Schutz vor unkonventionellen Sprengvorrichtungen – Charakterisierung und quantitative Risikoanalyse
Förderkennzeichen 13N14484 bis 13N14487
Selbstgebaute Sprengsätze unterschiedlichster Bauart und Größe können fast überall deponiert werden, weshalb sie eine vielschichtige Bedrohung darstellen. Um angemessene Sicherheitsmaßnahmen ergreifen zu können, muss das stark variierende Gefahrenpotenzial selbstgebauter Sprengsätze realistisch bewertet werden. Ziel des Projekts SUSQRA war es, ein Softwaresystem zu entwickeln, mit dem das zu erwartende Schadensausmaß von unkonventionellen Sprengvorrichtungen quantitativ ermittelt werden kann. Die Software sollte für unterschiedlichste Klassen von Sprengsätzen mit beliebigen Geometrien einsetzbar sein und insbesondere die Wirkung von Splittern detailgetreu berücksichtigen. Zudem war die Realisierung eines Analyse-Tools vorgesehen, mit dem die forensische Bewertung nach einem Ereignis effektiv unterstützt wird.
SUVEREN: Verbesserung der Sicherheit in unterirdischen städtischen Verkehrsbereichen bei Einsatz neuer Energieträger
Förderkennzeichen: 13N14391 bis 13N14393
Um Ressourcen zu schonen und CO2-Emissionen zu reduzieren, werden seit einiger Zeit alternative Fahrzeugantriebe entwickelt und verwendet. Obwohl die Zahl neu zugelassener Hybrid- und Elektroautos angestiegen ist, gibt es bislang kaum belastbare Untersuchungen, wie sich die neuen Energieträger, z. B. im Fall eines Brandes, verhalten. Das Projekt SUVEREN analysierte Risiken im Zusammenhang mit dem Einsatz alternativer Energieträger in unterirdischen Verkehrsbereichen, wie zum Beispiel Tiefgaragen oder Tunneln. Dazu wurde u. a. das Brandverhalten von Batterien und Gasdruckbehältern sowie von in Fahrzeugen verbauten Verbundmaterialien untersucht. Wichtige Forschungsinhalte waren die Interaktion zwischen Rauchgasen und Löschmitteln sowie Möglichkeiten der Bekämpfung von z. B. Batteriebränden durch Sprinkler oder Wassernebellöschanlagen.
Projektumriss SUVEREN (PDF, 77KB, Datei ist nicht barrierefrei) (pdf-Datei)
U-THREAT: Resilienz unterirdischer ÖPNV-Systeme zur Gewährleistung der Verfügbarkeit
Förderkennzeichen: 13N14446 bis 13N14449
In Großstädten und Metropolen kommt den unterirdischen Verkehrsnetzen der U-Bahnen eine besondere Bedeutung zu. Bereits kleine Störungen können jedoch zu großen Beeinträchtigungen in U-Bahn-Systemen führen. Daher ist es notwendig, die Resilienz von unterirdischen Verkehrsnetzen weiter zu erhöhen. Ziel des Projektes U-THREAT war es, den Betrieb von U-Bahn-Systemen nach einem Schadensfall zuverlässig aufrechtzuerhalten bzw. schnell wieder aufzunehmen. Grundlage bildet ein Bewertungsschema, mit dem die Verwundbarkeit einzelner Abschnitte ermittelt werden kann. Darauf aufbauend wurden Vorschläge für bauliche Maßnahmen ausgearbeitet, um diese Bereiche besser als bislang zu schützen. Des Weiteren wurde ein Simulationswerkzeug geschaffen, mit dessen Hilfe bei Ausfall einer Strecke alternative Linienführungen bereitgestellt werden können.