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SKOBB: Sicherheitskooperation für Bus und Bahn

Für die Attraktivität des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) spielt die Sicherheit der Fahrgäste eine entscheidende Rolle. Das Projekt SKOBB hat, in Zusammenarbeit mit mehreren regionalen Verkehrsverbünden, ein bundesweites Lagebild zur Sicherheit im ÖPNV erstellt. Die Forschungsergebnisse sollten bei der Auswahl und Umsetzung von Präventionsmaßnahmen helfen und zudem für die Schulung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aufbereitet werden.

Das Projekt SKOBB erarbeitet ein ganzheitliches Lagebild zur Sicherheit im ÖPNV.
Das Projekt SKOBB arbeitete an einem ganzheitlichen Lagebild zur Sicherheit im ÖPNV. © iStockphoto.com/workinc

In der Öffentlichkeit hat das Thema Sicherheit in Bus und Bahn vor allem in Folge einzelner Gewaltstraftaten erhöhte Aufmerksamkeit erfahren. Insbesondere der Mord an einem Passanten, der in einem S-Bahnhof in München anderen zu Hilfe geeilt war, hat ein großes Medienecho ausgelöst. Seit etlichen Jahren beschäftigen sich nicht nur die Innenminister der Länder mit der Verbesserung der Sicherheit im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPV) und mit der Förderung von Zivilcourage. Auch Polizeibehörden, Verkehrsverbünde sowie Verkehrsunternehmen sind auf regionaler und kommunaler Ebene involviert.

Dem Thema Sicherheit im ÖPV wird in den letzten Jahren zunehmende Bedeutung beigemessen. Das zeigt sich unter anderem daran, dass die Thematik vor allem in kommunalen Gremien zum Teil interdisziplinär bearbeitet wird und zahlreiche Sicherheitsmaßnahmen umgesetzt werden. Über die Anzahl und Akteure der Kooperations- und Koordinationsgremien, die sich in den letzten Jahren konstituiert haben und die regional das Thema „Sicherheit im ÖPV“ bearbeiten, liegen jedoch nur rudimentäre Erkenntnisse vor. Darüber hinaus fehlt es an veröffentlichten Daten zur Sicherheit im ÖPV ebenso wie an Informationen zur Wirksamkeit der verschiedenen Sicherheitsmaßnahmen. Ziel des Forschungsprojekts „Sicherheitskooperation für Bus und Bahn (SKOBB)“ war es, Grundlagen für einen zielgerichteten Informationsaustausch zu schaffen und den Akteuren in den Gremien praxisrelevante Hinweise für die Erhöhung der Sicherheit zu liefern.

An der Analyse der skizzierten Erkenntnisdefizite haben in diesem Verbundprojekt das Europäische Zentrum für Kriminalprävention e.V. (EZK), die Westfälische Wilhelms-Universität Münster (WWU), die Bergische Universität Wuppertal (BUW) sowie das Büro für Forschung, Entwicklung und Evaluation (bueffee GbR) mitgewirkt. Assoziiert waren der Hamburger Verkehrsverbund (HVV), die Region Hannover, die Rhein-Main-Verkehrsverbund GmbH (RMV), der Verkehrsverbund Berlin Brandenburg (VBB), der Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) sowie der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR).

Im Rahmen einer politik- und polizeiwissenschaftlichen Analyse sind Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Kooperationsbeziehungen zwischen Landes- und Bundespolizeidienststellen, Verkehrsverbünden sowie Verkehrsunternehmen in sechs Untersuchungsgebieten analysiert worden. Dadurch wurden Erkenntnisse über Akteurskonstellationen, Arbeitsweisen und -inhalte sowie bereits realisierte Maßnahmen zur Verbesserung der Sicherheit im ÖPV gewonnen.

In einem weiteren Teilprojekt (Ganzheitliches Lagebild ÖPV) wurden Formen der Datenerhebung, -verarbeitung, Analyse, Aufbereitung und gemeinsamen Bewertung von Kriminalität im ÖPV erhoben. Darauf basierend sind im Rahmen des Projekts strukturelle, organisatorische, inhaltliche und technische Voraussetzungen eines kooperativen Lagebildes ermittelt worden. Eine bundesweite Bestandsaufnahme der Maßnahmenauswahl und -umsetzung bei Verkehrsunternehmen und -verbünden stand im Zentrum eines dritten Teilprojekts (Maßnahmenanalyse). Wesentliche Bedeutung hatte dabei die Frage, ob und in welcher Form die Verkehrsunternehmen ihre Sicherheitsmaßnahmen evaluiert haben.

In allen Untersuchungsgebieten wurden Zusammenarbeit und Kooperation vorgefunden. Das Projekt konnte zeigen, dass sich die Kooperationsformen im Hinblick auf ihre Zielsetzungen jedoch auf (kriminal-)politischer, strategischer und operativer Ebene unterscheiden. Im Idealfall ergänzen sich diese Ebenen und sind miteinander verknüpft. Als beispielhaft dafür kann die Stadt Berlin genannt werden. Auf Basis eines (veröffentlichten) Lagebildes für den ÖPV werden dort von Polizei und Verkehrsunter-nehmen auf verschiedenen Organisationsebenen Absprachen vorgenommen und aufeinander abgestimmte Handlungsansätze umgesetzt. Ein zentraler Erfolgsfaktor von Sicherheitskooperationen besteht darin, dass sich die Akteure des Nutzens dieser Zusammenarbeit bewusst sind. Dieser kann etwa darin bestehen, dass Ressourcen aufgrund von Absprachen zielgerichteter eingesetzt, Informationen ausgetauscht und detailliertere Lageerkenntnisse gewonnen werden können.

In allen untersuchten Städten waren jeweils auch unterschiedliche Formen der Beurteilung der Sicherheitslage im Bereich des ÖPV festzustellen. Nutzen können die Akteure aus gemeinsamen Lagebildern insbesondere dann ziehen, wenn alle Beteiligten Informationen beigesteuert und auf einer gemeinsamen Erkenntnisgrundlage Bewertungen vorgenommen haben, Verantwortlichkeiten geklärt und Maßnahmen aufeinander abgestimmt wurden. Angeregt durch die Projektergebnisse von SKOBB entsteht beispielsweise der Lagebericht der Zentralstelle für regionales Sicherheitsmanagement und Prävention (ZeRP) des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr auf einer besonders breiten Informationsbasis. So fließen neben polizeilichen Erkenntnissen auch Bewertungen der Verkehrsunternehmen ein. Hiermit wird die Grundlage für eine gemeinsame Bewertung der Sicherheitslage im ÖPV geschaffen. Eine bundesweite Befragung von Verkehrsunternehmen hat überdies deutlich werden lassen, dass zur Wirksamkeit von Sicherheitsmaßnahmen im ÖPV bisher nahezu keine Evaluationserkenntnisse vorliegen. Im Rahmen des Projekts wurde daher ein Handbuch erarbeitet, dass Entscheidern in Verkehrsunternehmen Informationen über den Nutzen von Evaluationen vermittelt sowie Anleitungen für die Durchführung beinhaltet.
   

Weiterführende Informationen zum Verbundprojekt

Förderkennzeichen 13N12862 bis 13N12864

Projektlaufzeit 07/2013 - 06/2015

Projektumriss SKOBB (PDF, 88KB, Datei ist nicht barrierefrei) 

    

Abschlussberichte der Teilvorhaben:

Teilvorhaben 13N12862: Maßnahmenanalyse (Bergische Universität Wuppertal)

Teilvorhaben 13N12863: Politik- und polizeiwissenschaftliche Analysen (Westfälische Wilhelms-Universität Münster)

Teilvorhaben 13N12864: Konzeptentwicklung ganzheitliches Lagebild ÖPV (Europäisches Zentrum für Kriminalprävention e.V., Münster)