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ENSURE: Verbesserte Krisenbewältigung im urbanen Raum durch situationsbezogene Helferkonzepte und Warnsysteme

In einer Katastrophe kommt es darauf an, die Kompetenzen aller Mithelferinnen und Mithelfer so effizient wie möglich zu nutzen. Hier setzte das Forschungsprojekt ENSURE an. Die Projektpartner erforschten, wie fachkundige Freiwillige für den Einsatz in Katastrophen mobilisiert werden können. Fachkundige Freiwillige sind zum Beispiel Menschen mit einer Ausbildung zum medizinischen Ersthelfer oder Hausmeister, die sich mit Gebäudetechnik auskennen. Solche Personen können sich in Zukunft mit einer App für Mobiltelefone als freiwillige Helfer registrieren. Die Ergebnisse des Projekts sollten es professionellen Einsatzkräften in Katastrophen ermöglichen, möglichst schnell tatkräftige und kompetente Helfer zu alarmieren. 

Informations- und Alarmierungssysteme für Helfer
© Matthias Heyde/Fraunhofer FOKUS

KATRETTER-App rettet Leben

Am 16. Oktober 2020 hat die Berliner Feuerwehr mit KATRETTER eine neuartige Smartphone-App offiziell gestartet, die Leben rettet. Alle Personen aus dem Großraum Berlin, die sich eine Herz-Lungen-Wiederbelebung zutrauen, können sich anmelden und werden dann über die App im Notfall alarmiert, wenn in ihrer unmittelbaren Umgebung ein Herz-Kreislauf-Stilltand gemeldet wird.

Das KATRETTER-System ist direkt an die Leitstelle der Feuerwehr angebunden, so dass die Ersthelfenden und die Rettungskräfte parallel benachrichtigt werden. Durch die Alarmierung von Ersthelfenden, die sich innerhalb eines Umkreises von 500 Metern im Stadtgebiet (bzw. 1000 Metern im Stadtrandgebiet) zum Einsatzort befinden, können sie noch vor den Rettungskräften eintreffen und mit lebenserhaltenden Maßnahmen beginnen. Denn im Notfall zählt jede Minute.

Warum das so wichtig ist, zeigt eine erschreckende Zahl: Nur etwa jeder Zehnte, der einen Herzstillstand erleidet, überlebt ohne bleibende Schäden. Tobias Kurth hatte Glück, er ist einer von ihnen. Auf der Pressekonferenz der Feuerwehr Berlin erzählt er seine Geschichte. Als er in seiner Wohnung in Berlin einen Herzstillstand erlitt, befand sich das KATRETTER-System gerade in der Testphase. Ein Arzt, der sich als Ersthelfer angemeldet hatte, war nach Alarmierung durch die App noch vor den Rettungskräften vor Ort und konnte die Reanimation professionell fortführen, die Frau Kurth bereits begonnen hatte. Gemeinsam errangen sie einen Sieg über die Zeit.

Ziel: Rund ein Prozent der Berliner Bevölkerung als registrierte Ersthelfende

Zwei Männer in Uniform drücken auf roten Knopf
Dr. Stefan Poloczek (links) und Landesbranddirektor Dr. Karsten Homrighausen (rechts) beim offiziellen Start des KATRETTER-Systems. © Berliner Feuerwehr, Foto: Andreas Friedrichs

Landesbranddirektor Dr. Karsten Homrighausen sagte anlässlich der Präsentation: „Nach sorgfältiger Erprobung der App kann sich nun jede Ersthelferin und jeder Ersthelfer im Großraum Berlin registrieren. Für die Steigerung der Überlebensrate und die Verringerung von Spätfolgen ist der Einsatz ersthelfender Menschen von zentraler Bedeutung. Sie übernehmen im entscheidenden Moment Verantwortung und leisten einen wichtigen Beitrag zu Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts.“

Der Ärztliche Leiter Rettungsdienst, Dr. Stefan Poloczek, ergänzte: „Diese Innovation ermöglicht es uns, die behandlungsfreie Zeit beim Herz-Kreislauf-Stillstand durch den Einsatz von Ersthelfern weiter zu verkürzen. Unser langfristiges Ziel ist es, im Land Berlin ca. 40.000 registrierte Ersthelfende über die KATRETTER-App zu aktivieren.”

Viele Landkreise zeigen an dem KATRETTER-System großes Interesse und in einigen Landkreisen ist es auch schon im Einsatz. Es scheint, als wäre dies erst der Anfang für die lebensrettende App.

Vom Start des ENSURE-Projekts bis zur Entwicklung der KATRETTER-App

Das KATRETTER-System ist aus dem vom BMBF-geförderten Forschungsprojekt „Verbesserte Krisenbewältigung im urbanen Raum durch situationsbezogene Helferkonzepte und Warnsysteme (EN-SURE)“ hervor gegangen. Zu Beginn des Forschungsprojekts im Jahr 2013 stand noch die Frage im Raum, ob eine mögliche Einbindung von freiwilligen Mithelfenden überhaupt gelingen kann. Dies änderte sich jedoch mit fortschreitender Projektlaufzeit - bald ging es nur noch darum, wie sich diese Einbeziehung am besten umsetzen ließe. Der Prototyp einer App für freiwillige Helferinnen und Helfer in Krisen- und Katastrophenlagen wurde entwickelt.

Nach Abschluss des ENSURE-Projektes wurden die umfangreichen Vorarbeiten und Ergebnisse ausgewertet. Auf Basis dieser Arbeiten entwickelten die ehemaligen Projektpartner Berliner Feuerwehr, Fraunhofer Institut für offene Kommunikationssysteme (FOKUS) und CombiRisk Risk-Management GmbH schließlich das KATRETTER-System.

Weiterführende Informationen zum Verbundprojekt

Förderkennzeichen 13N12811 bis 13N12817

Projektlaufzeit 08/2013 - 12/2016

Projektumriss ENSURE (PDF, 85KB, Datei ist nicht barrierefrei) 

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Abschlussbroschüre zum Forschungsprojekt ENSURE

Herausgeber: Berliner Feuerwehr
Berlin, Dezember 2016

Video: (nicht barrierefrei)

"ENSURE - Von Hilfsbereitschaft zu echter Hilfe"

Film zum Forschungsprojekt "ENSURE", veröffentlicht am 7.04.2016

Abschlussberichte der Teilvorhaben:

Teilvorhaben 13N12811: Technische Plattform zum Helfermanagement (Fraunhofer-Institut für offene Kommunikationssysteme (FOKUS), Berlin)

Teilvorhaben 13N12812: Bevölkerungsverhalten und Szenarienentwicklung (Freie Universität Berlin)

Teilvorhaben 13N12813: Ökonomische Nutzenanalysen sozio-technischer Schutzsysteme im Katastrophenschutz (Technische Universität Berlin)

Teilvorhaben 13N12814: Sozialraumnahe Konzepte für den Bevölkerungsschutz im urbanen Raum (Deutsches Rotes Kreuz e.V., Berlin)

Teilvorhaben 13N12815: Integration von urban engagierten Mithelfern am Beispiel der Berliner Feuerwehr (Berliner Feuerwehr)

Teilvorhaben 13N12816: Datenschutz- und Datensicherheitsaspekte bei der Helfereinbindung (Gesellschaft für Datenschutz und Datensicherheit (GDD) e.V., Bonn)

Teilvorhaben 13N12817: Modellbasierte Konzepte für die Aufgabengestaltung und Ausbildung von Mithelfern (HFC Human-Factors-Consult GmbH, Berlin)