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Forschung für die zivile Sicherheit

„Gemeinsam für ein sicheres Leben in einer resilienten Gesellschaft“ – so lautet die übergeordnete Leitlinie des neuen Rahmenprogramms der Bundesregierung „Forschung für die zivile Sicherheit“. Ziel ist, durch die Erforschung und den wirksamen Transfer von innovativen Lösungen in die Praxis die Sicherheit, das Wohlergehen und die gesellschaftliche Resilienz zu erhöhen. Damit die Menschen in Deutschland noch besser auf die Krisen von morgen vorbereitet sind.

Polizei-, Feuerwehr- und Rettungsdienstautos beim Einsatz
© picture alliance/HMB Media/Julien Becker

Krisen und Katastrophen machen nicht vor Ländergrenzen halt – egal ob Pandemien, zunehmende Extremwetterereignisse oder die weitreichenden Folgen von Angriffen auf die europäische Sicherheitsordnung. Ihre Auswirkungen berühren alle Lebensbereiche unserer modernen und weltoffenen Gesellschaft.

Eine der Lehren aktueller und vergangener Krisen ist, das Undenkbare mitzudenken. Das hilft dabei, ein besseres Verständnis für Risiken zu entwickeln und auch auf unerwartete Ereignisse vorbereitet zu sein. Hier kommt die zivile Sicherheitsforschung ins Spiel.

Bereits seit 2007 fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) die Entwicklung von Technologien und Konzepten, die unsere Gesellschaft resilienter, also widerstandsfähiger, gegenüber Krisen und Katastrophen machen. Indem beispielsweise Rettungskräfte für ihre Einsätze modern ausgerüstet und bestens ausgebildet sind.

Das neue Sicherheitsforschungsprogramm

Mit dem neuen, von 2024 bis 2029 laufenden Sicherheitsforschungsprogramm sollen insbesondere Lösungen forciert werden, die unsere Gesellschaft auf die Herausforderungen der Zukunft besser vorbereiten. Dafür wurden sechs zentrale Handlungsfelder identifiziert, mit denen die zivile Sicherheit in Deutschland möglichst breitflächig, bedarfsorientiert und nachhaltig gefördert wird:

  • Bevölkerungsschutz stärken
  • Hybride Bedrohungen besser bewältigen
  • Sichere Versorgung unterstützen
  • Resilienz der Bevölkerung steigern
  • Sicheres Leben ermöglichen
  • Wissens- und Praxistransfer voranbringen: Innovationslabor Sicherheitsforschung

 

Die Handlungsfelder

Eine zentrale Aufgabe der zivilen Sicherheitsforschung ist es, den Bevölkerungsschutz zu stärken. Wenn beispielsweise Risiken mit ihren umfassenden Auswirkungen besser verstanden werden, können diese durch zielgerichtete, vorsorgende Aktivitäten abgefedert und im Idealfall sogar verhindert werden. Um gegen aktuelle und zukünftige Bedrohungen gerüstet zu sein, müssen neue innovative Ansätze erforscht sowie bestehende Strukturen und Unterstützungssysteme angepasst und erweitert werden.

Ein eigenes, neues Handlungsfeld bildet die rechtzeitige Erkennung und Schadensminimierung von hybriden Bedrohungslagen, wie beispielsweise Cyberangriffe auf kritische Infrastrukturen oder Desinformationskampagnen. Denn Staat, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft und unsere Demokratie sind im öffentlichen und im digitalen Raum tagtäglich Angriffen ausgesetzt.

Von besonderer Bedeutung ist ebenso die sichere Versorgung unserer Gesellschaft mit elementaren Gütern, wie beispielsweise Lebensmitteln, Arznei- und Hilfsmitteln oder Dienstleistungen. Daher fördert das Sicherheitsforschungsprogramm Projekte, die den sektorübergreifenden Schutz kritischer Infrastrukturen und systemrelevanter Wertschöpfungs- und Lieferketten in den Blick nehmen sowie die Resilienz der Versorgungssicherheit umfassend und nachhaltig verbessern.

Ein weiterer Bereich, auf den das neue Sicherheitsforschungsprogramm ein besonderes Augenmerk legt, ist die Stärkung der Eigenvorsorge und des Selbstschutzes der Bevölkerung. So können durch eine nachhaltig gesteigerte gesellschaftlichen Resilienz Krisen zukünftig schneller und besser bewältigt werden.

In Sicherheit zu leben ist ein individuelles und gesellschaftliches Grundbedürfnis und maßgeblich für den sozialen Frieden. Das Handlungsfeld Sicheres Leben ermöglichen setzt sich vor dem Hintergrund gesellschaftlicher sowie technologischer Wandlungsprozesse sowohl mit der Prävention als auch der Bewältigung bestehender und neuer Kriminalitäts- und Radikalisierungsphänomene auseinander. Damit leistet die zivile Sicherheitsforschung einen wichtigen Beitrag zum Ziel, die alltägliche Sicherheit der Menschen in Deutschland zu erhöhen.

Neu im Programm ist das Handlungsfeld Innovationslabor Sicherheitsforschung, das verschiedene Ansätze zur Unterstützung des Wissens- und Praxistransfers umfasst. Ziel ist es, in ausgewählten Entwicklungs- und Themenbereichen aktiv und frühzeitig das Potenzial neuer technischer und sozialer Sicherheitsinnovationen zu erkennen und zu fördern. Durch die Schaffung von Plattformen zur Demonstration und anwendernahen Erprobung sollen insbesondere der erfolgreiche Transfer und die Breitenwirkung von Forschungsergebnissen in die Praxis gestärkt werden.

Hintergrund

Bei der Erstellung des Rahmenprogramms der Bundesregierung „Forschung für die zivile Sicherheit – gemeinsam für ein sicheres Leben in einer resilienten Gesellschaft“ sind zahlreiche Beiträge der Akteurinnen und Akteure aus dem breiten Gebiet der zivilen Sicherheitsforschung direkt eingeflossen. Es wurde unter Beteiligung aller Ressorts der Bundesregierung federführend vom BMBF erarbeitet und hat eine Laufzeit von sechs Jahren.

Das Programm baut auf den Erfahrungen und Erfolgen der vorherigen Programme auf und trägt zu den Zielen der Zukunftsstrategie Forschung und Innovation als auch der Nationalen Sicherheitsstrategie der Bundesregierung bei.

Zahlen und Fakten zum Sicherheitsforschungsprogramm

Das Rahmenprogramm „Forschung für die zivile Sicherheit“ wurde 2007 erstmalig aufgelegt. Seit 2024 läuft die inzwischen vierte Programmphase unter dem Titel „Forschung für die zivile Sicherheit – gemeinsam für ein sicheres Leben in einer resilienten Gesellschaft“ mit einer Laufzeit bis 2029. Seit dem Start des Programms hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mehr als 520 Forschungsprojekte mit über 2200 Teilvorhaben gefördert.

Expertenkreis Sicherheitsforschung

Der Expertenkreis Sicherheitsforschung berät als unabhängiges Expertengremium das Bundesforschungsministerium bei der Weiterentwicklung und Umsetzung des Förderschwerpunkts zur zivilen Sicherheitsforschung.

Evaluation des Programms "Forschung für die zivile Sicherheit"

Das Rahmenprogramm „Forschung für die zivile Sicherheit“ wurde 2007 aufgelegt und läuft nunmehr in dritter Programmphase bis 2023. Anfang 2024 wird das neue Rahmenprogramm starten. Als lernendes Programm bildet es den Rahmen für eine flexibel ausgerichtete Förderpolitik, die auf Basis der Erfahrungen der Programmdurchführung und unter Einbeziehung aktueller Fragestellungen kontinuierlich weiterentwickelt wird.

Agendaprozess zur Fortschreibung des Rahmenprogramms „Forschung für die zivile Sicherheit“

Die Folgen des Klimawandels, der technologische Fortschritt, tiefgreifende gesellschaftliche Veränderungen und nicht zuletzt aktuelle Entwicklungen wie die Corona-Pandemie oder der Krieg in der Ukraine werden die zivile Sicherheitsforschung in den kommenden Jahren vor neue und anspruchsvolle Herausforderungen stellen. Das BMBF führt deshalb einen Agendaprozess durch, um das Rahmenprogramm „Forschung für die zivile Sicherheit“ über das Jahr 2023 hinaus fortzuschreiben. Expertinnen und Experten aus Forschung, Wirtschaft und Anwenderkreisen, aber auch interessierte Bürgerinnen und Bürger können sich dabei aktiv mit ihren Bedarfen, Ideen und Themen einbringen.

Das Graduierten-Netzwerk "Zivile Sicherheit"

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützt die Vernetzung des wissenschaftlichen Nachwuchses in der Sicherheitsforschung mit dem Graduierten-Netzwerk "Zivile Sicherheit".