Arbeitsgruppe 1: „Demografischer Wandel und Migration“
In den Industrienationen sind zahlreiche Entwicklungen zu beobachten, die sich auf das gesellschaftliche Zusammenleben und die zivile Sicherheit auswirken. Dazu zählen die Alterung der Bevölkerung bei rückläufiger, beziehungsweise stagnierender Einwohnerzahl, eine zunehmende gesellschaftliche Vielfalt und nicht zuletzt auch der Integrationsbedarf für Migrantinnen und Migranten. 2016 hatten rund 21 Prozent der in Deutschland lebenden Menschen einen Migrationshintergrund.
Neue Sicherheitsfragen durch alternde Gesellschaft und Migrationsprozesse
In Deutschland ist auf lange Sicht ein Bevölkerungsrückgang zu erwarten. Laut der 2015 vom Statistischen Bundesamt veröffentlichten Bevölkerungsvorausberechnung kann die heutige Bevölkerungszahl von fast 81 Millionen Menschen bis 2060 auf bis zu ca. 67 Millionen zurückgehen. Wie sich diese Zahl tatsächlich entwickeln wird, hängt auch eng mit den Einwanderungszahlen zusammen. Zudem werden die Menschen immer älter. Laut Statistischem Bundesamt waren bereits 2015 rund ein Viertel der Menschen 60 Jahre und älter.
Aufgrund dieser demografischen Entwicklungen ergeben sich zahlreiche Herausforderungen für die zivile Sicherheitsforschung, etwa, wenn in ländlichen Regionen mit zurückgehender Bevölkerungszahl das Angebot in der Gesundheitsversorgung abnimmt oder der flächendeckende Einsatz von Rettungsdiensten und Feuerwehren immer schwerer organisiert werden kann.
Zukunftsfähige Ansätze, um demografischen Wandel und Migrationsprozesse aktiv mitzugestalten
Angesichts vielfältiger gesellschaftlicher Veränderungsprozesse sahen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Arbeitsgruppe 1 für die zukünftige Ausrichtung der zivilen Sicherheitsforschung es beispielsweise als vordringlich an,
- Analysen zu den unterschiedlichen Sicherheitsbedürfnissen alter und junger Menschen durchzuführen sowie breit angelegte Studien zur Veränderung der Wahrnehmung von Sicherheiten und Unsicherheiten in der Bevölkerung zu erarbeiten.
- Konzepte und Strategien zu erforschen, die zur weiteren interkulturellen Öffnung deutscher Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) beitragen und insbesondere das Vertrauen von Zuwanderern in die Polizei und andere staatliche Institutionen fördern.
- neue Präventions- und Ermittlungsmethoden zu erkunden, mit der kriminelle und extremistische Taten frühzeitig verhindert, beziehungsweise schneller aufgeklärt werden können – zum Beispiel wie sich die Bildung illegaler Märkte (zum Beispiel für Drogen) oder die Entstehung krimineller oder extremistischer Netzwerke im Internet verhindern lässt.
- differenziertere Betrachtungen von Migrationsbewegungen und -gründen sowie umfassende Analysen zu Fluchterfahrungen und dem Sicherheitsempfinden von Flüchtlingen in Deutschland zu erstellen – beispielsweise anhand von Untersuchungen zu den Lebenspraktiken und Integrationserfahrungen von Migrantinnen und Migranten.
- Konzepte und Modelle zu erforschen, mit denen eine solide Grundlage für die Bereitstellung und Analyse empirischer Daten in der zivilen Sicherheitsforschung geschaffen werden kann – zum Beispiel um zukünftig eine zeitnahe Überprüfung und schnellere Anpassung von Indikatoren der polizeilichen Kriminalstatistik vornehmen zu können.