Förderinstrumente im Überblick
Im europäischen Sicherheitsforschungsprogramm werden Forschungsverbünde zu vielen verschiedenen Topics gefördert. Diese sind im Arbeitsprogramm festgelegt. Für jedes Topic findet sich zudem eine Angabe des zur Anwendung kommenden Förderinstruments. Dieses richtet sich neben dem Inhalt auch nach dem verfolgten Förderziel und gibt den Charakter des Forschungsprojektes vor: Handelt es sich um ein grundlagen- oder eher um ein praxisnahes Vorhaben? Steht die europaweite Vernetzung oder die Vorbereitung von innovativen Beschaffungsmaßnahmen im Vordergrund?
Für die Sicherheitsforschung sind vor allem vier Förderinstrumente relevant. Im direkten Zusammenhang damit steht die Zuordnung der Forschungsthemen zu angepeilten Technologiereifegraden (Technology Readiness Level, TRL), die die Lösungen und Forschungsergebnisse aufweisen sollen.
Research and Innovation Actions (RIA)
Im Rahmen von RIAs werden Vorhaben gefördert, die neben der angewandten Forschung zu einem substanziellen Teil aus grundlagennaher Forschung bestehen. Die Arbeiten umfassen ein breites Spektrum von der Gewinnung neuer Erkenntnisse und Integration neuer Technologien bis hin zur Erstellung von Technologiedemonstratoren für Feldtests in simulierter Einsatzumgebung. Ziel ist es, die Basis für neue Lösungen, Produkte oder Dienstleistungen zu schaffen. RIAs werden meist einem TRL von 4-6 zugeordnet (siehe unten).
Die EU-Förderquote beträgt 100%.
Innovation Actions (IA)
Das Instrument der IAs zielt auf im Vergleich zu RIAs nochmals anwendungsnähere Forschung. Zwar sind geringere Anteile grundlagennaher Forschung möglich, der Hauptanteil ist aber der im Vergleich produktnäheren Entwicklung zuzurechnen. So sind mehr Rückgriffe auf bestehende Lösungen und ihrer Anpassung auf die fachspezifische Praxis üblich, wodurch am Ende solcher Projekte regelmäßig Prototypen, Prozesse, Dienstleistungen oder anderweitige Lösungen stehen. Diese können in einsatznaher Umgebung validiert und auf ihre Tauglichkeit in der tatsächlichen Anwendung untersucht werden. IAs haben oft einen TRL von 5-7 zum Ziel.
Die EU-Förderquote liegt für gewerbliche Antragsteller bei 70%, bei nichtgewerblichen Antragstellern (z.B. Hochschulen, Behörden und Forschungseinrichtungen oder NGOs etc.) bei 100%.
Coordination and Support Actions (CSA)
Im Mittelpunkt von CSAs stehen Maßnahmen, die der Vernetzung von Projektpartnern dienen. Dazu können z.B. Workshops, Seminare, Besuch oder Ausrichtung von Konferenzen, Aktivitäten zur Kommunikation und zur Öffentlichkeitsarbeit oder Normungsaktivitäten gefördert werden. In der Sicherheitsforschung dienen CSAs darüber hinaus oft der Vorbereitung von späteren PCPs (s.u.) durch community building, Abstimmung unter europäischen Anwendern sowie Marktrecherchen und -konsultationen.
Die EU-Förderquote beträgt 100%.
Pre-commercial Procurement (PCP)
EU-weit liegen die jährlichen Ausgaben in der öffentlichen Beschaffung bei ca. 17 bis 19 % des BIP, in Deutschland bei etwa 15% (Quelle: OECD). Um das damit verbundene Potential bei der Beschaffung von innovativen Lösungen durch öffentliche Auftraggeber zu nutzen, ist das PCP-Instrument Teil der Ausschreibungen. Es dient einem Konsortium aus öffentlichen Auftraggebern dazu, zunächst ihre Bedarfe zu koordinieren und zu vereinheitlichen. In einem Wettbewerbsverfahren können daraufhin mehrere Anbieter ihre noch nicht marktverfügbaren Lösungen in einem mehrstufigen Prozessverlauf in Richtung eines Produktes entwickeln. Während einer solchen PCP werden die Anbieter/Lösungen nach und nach auf eine geringe Anzahl reduziert. In der Folge werden die übrigen, möglichst passgenauen Lösungen, meist in beschränkter Anzahl, beschafft und einer Evaluation ihrer Praxistauglichkeit unterzogen. Wichtig: Die tatsächliche Beschaffung eines entstanden Produktes ist nicht Teil des Verfahrens. Lösungen haben bei diesem Instrument einen TRL von 7-8 und darüber.
Die EU-Förderquote für PCPs beträgt bis zu 90%. Weitere Beratung zu PCPs im Allgemeinen bietet das Kompetenzzentrum innovative Beschaffung (KOINNO).
TECHNOLOGY READINESS LEVEL (TRL)
Nicht nur der Charakter der Forschungsvorhaben, auch die Förderquoten ändern sich je nach Förderinstrument. Diese sind unter anderem von der geplanten Produktnähe des Forschungsergebnisses abhängig. Aber wie wird diese gemessen? Wo ein Forschungsergebnis auf dem Weg von der Grundlagenforschung bis hin zur kommerziellen Marktreife zu verorten ist, lässt sich anhand der TRL- (Technology Readiness Level-)Skala abschätzen. Diese bewertet den Entwicklungsstand einer Lösung von 1 (Grundlagenforschung - Beobachtung und Beschreibung des Funktionsprinzips) bis 9 (kommerzielle Umsetzung steht kurz bevor - Qualifiziertes System mit Nachweis des erfolgreichen Einsatzes):
- TRL 1 - Grundprinzipien beobachtet
- TRL 2 - Technologiekonzept formuliert
- TRL 3 - Experimenteller Nachweis des Konzepts
- TRL 4 - Technologie im Labor überprüft
- TRL 5 - Technologie in relevanter Umgebung überprüft
- TRL 6 - Technologie in relevanter Umgebung getestet
- TRL 7 - Test eines System-Prototyps im realen Einsatz
- TRL 8 - System ist komplett und qualifiziert
- TRL 9 - System funktioniert in operationeller Umgebung
Diese Einteilung entspricht derjenigen im General Annex des Arbeitsprogramms (PDF, 934kB, Datei ist nicht barrierefrei).
Diese Definitionen sind, speziell wenn es sich nicht um rein technische Ergebnisse handelt, nicht immer vollkommen trennscharf. Oft kann zur Einordnung auch das Frascati-Handbuch der OECD eine Orientierung bieten, das hier einige Beispiele bietet.